Uraufführung

Handke: "I like to be lost" in Linz

12.04.2013

Großes Interesse ausländischer Medien bei  Pressekonferenz vor Premiere.

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In einer englischsprachig geführten Pressekonferenz gaben am 12. April die Opernleitung, das Leading Team der Eröffnungsproduktion sowie Komponist Philip Glass und Autor Peter Handke der zahlreich angereisten internationalen Presse Auskunft über das gestern eröffnete neue Linzer Musiktheater und die heute auf dem Programm stehende Uraufführung der Oper "Spuren der Verirrten". "Governor" Josef Pühringer (V) freute sich über "das phänomenale Echo" und gab einmal mehr ein Bekenntnis zu Investitionen in Kunst und Kultur ab - was ihm sogleich Lob von Regisseur David Pountney eintrug. Derlei würde er sich auch einmal aus dem Mund eines britischen Politikers wünschen.



Im Mittelpunkt Verwirrte
Im Mittelpunkt standen aber "Spuren der Verirrten" bzw. "The Lost", wie der englische Titel lautet. Glass enthüllte, wie es zu dieser nicht wörtlichen Übersetzung und Verkürzung des deutschen Titels gekommen sei: Dies sei seine eigene Kurzformel für das Projekt gewesen, die er auf seinen Arbeitspapieren verwendet habe. Er habe gefleht, davon ja kein Wort Peter Handke zu erzählen. Dies sei aber sogleich geschehen - und zu seiner Überraschung habe dies der Dichter gut geheißen. "I like to be lost", meinte Handke schmunzelnd dazu. Überhaupt scheint sich Handke für alle Beteiligten dieses Projekts als umgänglicher Partner erwiesen zu haben. Er habe sich geehrt gefühlt, als er vor über drei Jahren im Briefkasten die Anfrage des ihm damals unbekannten Landestheater-Intendanten Rainer Mennicken gefunden habe, aus seinem 2007 uraufgeführten Stück eine Oper zu machen. "Ich habe dennoch nichts weiter dafür getan, sondern später nur das Libretto gelesen, das Mennicken aus meinem Stück gemacht hat. Ich fand es sehr gut, ehrlich und wahrhaftig, und den Rhythmus gut wiedergegeben. Also hab ich zugestimmt."

Hervorragender Eindruck
Auch von den Proben habe er vorgestern einen hervorragenden Eindruck gewonnen, erzählte der Autor: "Die Balance von Worten, Musik und Bewegung habe ich noch in keiner anderen Opernaufführung, die ich je gesehen habe, so gut getroffen gefunden." Sein erster Operneindruck sei übrigens "Hänsel und Gretel" von Engelbert Humperdinck gewesen. Die Ausgangsidee von "Spuren der Verirrten" sei gewesen, ein Stück ohne Handlung zu schreiben, in dem das Gesprochene auf frühere oder künftige Handlung verweise, sagte Handke. Dass das Stück für eine Haus-Eröffnung möglicherweise allzu pessimistisch sein könnte, wiesen die Beteiligten zurück. "Es endet mit einer großen Frage: Wo sind wir? Ich mag grundsätzlich lieber Leute, die Fragen stellen, als Leute, die immer die Antworten wissen", sagte Regisseur Pountney.

Linz Ort für zeitgenössische Kunst
Intendant Mennicken betonte, dass damit exemplarisch gezeigt werde, dass das neue Musiktheater auch ein Ort für zeitgenössisches künstlerisches Schaffen sei: "Ich finde das ein außergewöhnliches Projekt für die Eröffnung. Wir haben etwas entwickelt, von dem wir nicht wussten, was dabei herauskommt. Wir haben etwas riskiert." Ob es sich gelohnt hat, wird man heute Abend wissen.

© oe24.at

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