Schauspielhaus bringt ein hervorragendes Stück für zwei Personen auf die Bühne.
Wirklich gute neue Theatertexte sind selten. "Gift" aus der Feder der niederländischen Autorin Lot Vekemans ist einer davon. Gestern, Samstag, Abend wurde das Zwei-Personen-Stück im Schauspielhaus Salzburg zum ersten Mal in Österreich aufgeführt, und es hat von der ersten Zeile an gepackt und nicht mehr losgelassen. Das Schauspielhaus hat "Gift" in allen Positionen sehr gut besetzt und den Erfolg vor dem Salzburger Publikum damit perfekt gemacht.
Kompakter Thetaer-Genuß
Der Text ist formal kompakt und sprachlich wie aus einem Guss. Lot Vekemans kommt gänzlich ohne Effekte aus und verzichtet auf spektakuläre Wendungen ebenso wie auf die Gesten des großen Dramas. In klaren und schnörkellos-plausiblen Sätzen erzählt die Autorin die Geschichte eines getrennten Ehepaares, das sich am Grab des gemeinsamen Sohnes trifft. Man hat Gift gefunden im Boden des Friedhofes, und der tote Sohn muss verlegt werden. Das muss er tatsächlich - vor allem in den Köpfen seiner Eltern.
Gefühlsdrama zwischen Mann und Frau
Die Frau droht in Bitterkeit zu erstarren. Hart und scharf lässt sie das Leben von sich abprallen. Der Mann kommt ein wenig besser klar, doch auch er versinkt im Gefühls-Drama und ist zugleich ständig auf der Flucht. Beide kommen einander am Grab des Sohnes Schritt für Schritt näher, überwinden Schuld und Vorwurf und beginnen schließlich, auf etwas weichere Art von sich zu reden. Da setzt Heilung ein und das Gift in der Erde des Grabes löst sich langsam auf.
Grab aus Schotter
Tobias Krefts Bühnenbild ist ein Grab aus Schotter im Zentrum des Saals, das Publikum sitzt rundherum und nimmt das Kammerspiel in seine Mitte. Regisseur Peter Arp hat - wie es seine Art ist - zurückhaltend inszeniert. Arp spielte sich nicht mit Regieeinfällen in den Vordergrund, sondern führte seine beiden Darsteller behutsam in die Tiefe der Geschichte hinein. So kamen Stück und Schauspieler aus sich selbst heraus zur Wirkung. Christiane Warnecke und Antony Connor dankten der "langen Leine" mit authentischer, natürlich-kraftvoller Bühnenpräsenz, bei der alles scheint, als könnte man es genau so selbst erleben. Vor allem in Warneckes Darstellung wird die unerbittliche Kraft schmerzhaft greifbar, mit der das Leben blockiert und die Erde vergiftet wird.
Von München nach Salzburg
Johan Simons, Intendant der Münchner Kammerspiele, hat die Uraufführung von "Gift" in Gent mit Elsie de Brauw inszeniert und das Stück danach in München herausgebracht. Von dort hat es das Schauspielhaus "abgeholt" und nach Salzburg gebracht, von wo aus es seinen Weg durch Österreich machen sollte. Die Qualität des Stücks würde dies jedenfalls nahe legen.
Info
Das Stück "Gift" von Lot Vekemans in der Übersetzung von Eva Pieper und Alexandra Schmiedebach. wird noch am 7., 10., 11., 12., 14. und am 15. Jänner jeweils 19:30 Uhr aufgeführt. Alle Informationen sowie Tickets erhalten Sie unter www.schauspielhaus-salzburg.at.