Nach Tod von Ludwig Hirsch spielt Cornelia Köndgen weiter Theater und sagt...
Im ÖSTERREICH-Interview erzählt Cornelia Köndgen, wie sie die Probenarbeit schaffte – und nach dem schrecklichen Tod von Ludwig Hirsch „auf den Beinen“ blieb.
ÖSTERREICH: Julien Green wird in Österreich selten gespielt.
Cornelia Köndgen: Ein Stück von ihm wurde in Klagenfurt schon aufgeführt. Green ist ja auch hier begraben ... In Frankreich und Amerika hatte man es abgelehnt, ihn kirchlich zu beerdigen.
ÖSTERREICH: Wegen seiner Homosexualität?
Köndgen: Er wollte mit seinem Freund zusammen begraben werden – in Kärnten war das möglich.
ÖSTERREICH: In „Süden“ geht es um Homoerotik: Ein Nordstaaten-Leutnant verliebt sich in einen Südstaatler.
Köndgen: Das ist das Hauptthema. Aber wie alle Gefühle in diesem Stück wird auch dieses nie ausgesprochen, geschweige denn gelebt. Unterhalb brodelt’s unglaublich.
ÖSTERREICH: Welche Rolle spielen Sie im Stück?
Köndgen: Die Frau heißt „Mrs. Strong“ – Frau Stark. Alle sind lebensgefährlich verstrickt in ihre Gefühle und Leidenschaften, aber Mrs. Strong behält die Nerven, bleibt pragmatisch und „schmeißt den Laden“.
ÖSTERREICH: Haben Sie nach dem Tod Ihres Mannes überlegt, die Proben zu canceln?
Köndgen: Das war natürlich zuerst völlig unklar – denn die Zeit ist stillgestanden ... Und sie steht immer noch still ... Aber ich habe dann mit der Familie, mit meinen Freunden überlegt, was jetzt gut ist für mich. Und so habe ich mich zum Weitermachen entschieden. Die Arbeit hat mir geholfen, in der Früh auf die Beine zu kommen. Ich glaube, Ludwig hätte wollen, dass ich das fertig mache.
ÖSTERREICH: War die Arbeit Ablenkung oder Ansatz zur Bewältigung?
Köndgen: Gut an der Rolle der „Mrs. Strong“ ist: Ich muss stark sein! Und das muss ich mir jeden Tag „mantrisch“ einreden. Ich musste jeden Tag um zehn auf die Beine kommen. Hätte ich nicht gearbeitet, hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft.
ÖSTERREICH: Hat Ihnen der enorme Zuspruch von Kollegen Ihres Mannes geholfen?
Köndgen: Das war ein kleiner Trost – aber so etwas kommt in solchen Situationen kaum an ... Wie ich schon sagte: Die Zeit steht still. Man ist in einem luftleeren Raum. Es ist ein Zustand, der mit keinem anderen vergleichbar ist. Aber das kann man ja alles nachlesen bei Freud oder Melanie Klein, was Trauer mit einem macht.