Seine Welt ist bunt, schräg, skurril: Erfolgsregisseur Wes Anderson im Interview.
Drei Brüder auf einem grotesken und amüsanten Selbstfindungstrip quer durch
Indien: Darum geht’s in der aktuellen Kinokomödie Darjeeling Limited von Wes
Anderson (The Royal Tenenbaums).
Die Story des Films, der in Venedig
gefeiert wurde: Francis (Owen Wilson), Jack (Jason Schwartzman) und Peter
(Adrien Brody) haben sich auseinandergelebt, doch eine abenteuerliche
Zugfahrt schweißt sie wieder zusammen.
ÖSTERREICH: Wie kamen Sie auf die Idee, eine amerikanische Komödie, Darjeeling Limited, ausgerechnet in Indien zu drehen?
WES Anderson: Ich liebe Indien. Dort hat man das Gefühl, überall willkommen zu sein. Eine Erfahrung, die ich in Amerika noch nie gemacht habe. Außerdem gibt es überall, wo du deine Kamera hinstellst, etwas Interessantes zu sehen.
ÖSTERREICH: Stimmt es, dass Sie mit Ihren Co-Autoren Jason Schwartzman und Roman Coppola vorab eine ähnliche Zugreise unternahmen wie die Helden des Films?
Anderson: Jason, Roman und ich reisten nach Bombay und Darjeeling zur Recherche. Wir nahmen den Zug und spielten diesen Film zu dritt durch. Das ganze dauerte einen Monat, wir hatten einen Computer dabei und schrieben das Drehbuch völlig um.
ÖSTERREICH: Was ist das Reizvolle an dieser Filmidee?
Anderson: Ich wollte einen Film mit drei Personen in einem beweglichen Set drehen. In diesem Fall war das Indien. Und weil dieses Set so unvorstellbar groß ist, wollte ich unter Umständen arbeiten, die sich meiner Kontrolle entziehen. Dadurch wurde die Arbeit spontaner. Und auch gesünder: Denn nichts ist schlimmer, als sich im Chaos der indischen Städte um filmische Kontinuität zu kümmern.
ÖSTERREICH: Was hat Sie dazu gebracht, Filmemacher zu werden?
Anderson: Ohne Witz: Alfred Hitchcock! Dabei ging es nicht so sehr um seine Filme, sondern, dass da weniger die Stars im Vordergrund standen als der Regisseur und seine Handschrift.
ÖSTERREICH: Ihre eigene Handschrift fanden Sie schnell.
Anderson: Meine Filme spielen nicht in der Realität, jedoch sind meine Figuren von realen Personen inspiriert. Wenn ich einen Film drehe, kümmere ich mich nie ums Publikum. Erst beim Schnitt überlege ich, ob das Publikum meinen Geschichten folgen kann.