Salzburger Festspiele

Macbeth: Vom Streben nach Macht

04.08.2011

Ein großer Theaterabend: Peter Stein inszeniert Shakespeare plus Verdi.

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© APA/Gindl
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Eine Oper von Verdi als großer Shakespeare-Abend: Macbeth in der Felsenreitschule. Regieguru Peter Stein kennt und beherrscht diesen Theaterraum. Er möchte, dass man die Musik besser hört, wenn man seine Inszenierung sieht, hat er in einem Interview gesagt. Er interpretiert nicht, sondern erzählt eine Geschichte von Machtstreben, Machtmissbrauch, Machtverlust.

Es gibt gekonnt arrangiertes Schlachtgetümmel, fantasievolle Lösungen für die Hexenszenen, tolle Lichteffekte in den sinnvoll genutzten Arkaden, historische Kostüme. Es gibt keine trivialen Aktualisierungen. Trotzdem versteht jeder im Publikum, dass hier zeitlose Probleme abgehandelt werden.

Riccardo Muti ist Steins Partner am Dirigentenpult. Auch er will, dass man Verdi genauer hört. Macbeth enthält koloristische Feinheiten, Leitmotive, raffinierte harmonische Klangwirkungen, welche die spätere Entwicklung des Komponisten vorwegnehmen. Psychologisch motivierte hauchzarte Pianopassagen kontrastieren mit knalligen Forte-Effekten der Leidenschaft.

Modellhafte Interpretation durch Riccardo Muti
Indem Muti mit kühler Kalkulation den Tonfall der Sänger, der fabelhaft disponierten Wiener Philharmoniker, des präzisen Wiener Staatsopernchors kontrolliert, erzielt er eine modellhafte Interpretation.

Auf der Bühne dominiert, wie im Stück, Lady Macbeth. Die Russin Tatiana Serjan überwältigt mit ihrem eruptiven Singen. Ihre Stimmfarbe, manche scharfe Attacke erinnert an die Callas, deren Plattenaufnahme sie aufmerksam angehört haben dürfte. Zeljko Lucic’ vokale Präsenz imponiert; sein Macbeth überzeugt hier mehr als in der Münchner Kusej-Inszenierung. Dmitry Beloselskys Banquo erregt Mitgefühl; in der kleinen Rolle des Malcolm fällt der junge Antonio Poli mit seinem kräftigen, gut geführten Tenor auf.

Großer Premierenerfolg in der als imponierender moderner Theaterraum jetzt neu überdachten Felsenreitschule.

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