Konzert-Kritik
Madonna vergleicht McCain mit Hitler
20.08.2008
Skandal beim Tourauftakt: So provokant gab sich die Queen of Pop bei ihrem ersten Europakonzert. Alle Infos, plus Video hier!
„Mehr Bombast als Hollywood“ versprach Madonna (50) als Motto ihrer Sticky & Sweet-Tour und beim Tourstart in Cardiff hat sie mehr als Wort gehalten.
Zum Song Get Stupid macht Madonna erstmals Poltik im großen Stile. Der als Warnung für die Menschheit gedachte Clip zeigt Bilder von Umweltkatastrophen und Kriegen. Dazwischen gibt es Bilder der Diktatoren Hitler und Mugabe – auch US-Präsidentschaftskandidat John McCain wird gezeigt.
(c) Thomas Zeidler. Video-Eklat: Madonna zeigt Adolf Hitler als Propaganda-Maschine für "Get Stupid", gleich nach Hitler wird McCain gezeigt - eine Warnung für zukünftige Generationen.
Provokation
Wenn Madonna (50) provoziert, dann aber ordentlich!
Bei ihrer Confessions-Tour 2006 ließ sie sich noch in Jesus-Pose an ein
Kreuz schlagen. Bei der aktuellen Sticky & Sweet-Tour, die Samstag im
englischen Cardiff Weltpremiere feierte, setzt Madonna ein nicht minder
plakatives Statement: In einem Video zum Song Get Stupid reiht sie
US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama in eine Linie mit Weltverbesserern
wie Mahatma Ghandi, Mutter Teresa oder Bob Geldof. Sein Gegenspieler John
McCain hingegen wird dabei neben Adolf Hitler, Osama bin Laden oder Robert
Mugabe eingereiht (siehe Kasten rechts).
Sex als Waffe
Auch mit 50 Jahren setzt Madonna vor 40.000 Fans
im Millennium Stadium in Cardiff ihren Körper nach wie vor wie eine Waffe
ein: Gespreizte Beine zum Show-Opener Candy Shop, angedeuteter Beischlaf bei
Beat Goes On oder ein heißer Lapdance an der Striptease-Stange bei Into the
Groove. Dazu zeigte sie den Stinkefinger (Human Nature) und beschimpfte ihr
Publikum: „Ihr Motherfucker auf den Rängen, hört ihr mir überhaupt zu?“
Selbstinszenierung
Exakt zwei Stunden – oder 21 Songs lang –
liefert Madonna die perfekte Selbstinszenierung. Zu Beginn präsentiert sie
sich auf einem riesigen Pop-Thron, dann fährt sie in einem gepimpten
Gangsta-Cadillac den 30 Meter langen Steg in Richtung Publikum vor und zu
Ray Of Light rockt sie unter einer bizarren Kuppel mit Videoeinspielungen.
Neubeginn
Minuspunkt der Pop-Diva-Show: Ihre großen vergangenen
Welthits wie Express Yourself („Auch wenn ihr es euch noch so wünscht, ich
spiele es nicht, denn ich habe hier das Sagen“) oder Holiday wurden entweder
komplett gestrichen, oder bis zur Unkenntlichkeit umarangiert (Borderline).
Auch als Show-Element kämpft Madonna mit ihrem Selbstbild der Vergangenheit. Bei She’s Not Me zeigt der Superstar zuerst auf der Videoleinwand ihre ruhmreiche Vergangenheit um sie dann gleich wieder zu zerstören. Kleiderpuppen in klassischen Madonna-Outfits aus der Zeit von Like A Virgin oder True Blue demontiert sie einfach.
O-Ton Madonna: „Für mich ist diese Tour nicht Abschied, sondern Neubeginn.“
Die Selist: Candy Shop Beat Goes On Human Nature Vogue Die Another Day (Video) Into The Groove Heartbeat Borderline She’s Not Me Music Rain/Here Comes The Rain Again (Video) Devil Wouldn’t Recognize You Spanish Lesson Miles Away La Isla Bonita Lela Pala Tute Doli Doli You Must Love Me Get Stupid (Video) 4 Minutes Like A Prayer Ray Of Light Hung Up Give It To Me
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Foto: (c) Zeidler