Regie-Star Konwitschny inszenierte: Jetzt Behandlung wegen Erschöpfung!
Peter Konwitschny, dessen verstörende Inszenierungen stets von dröhnenden Buh- und Bravosalven begleitet werden, gehört zu den aufregendsten Musiktheaterregisseuren der Gegenwart. Von traditionsverliebten Zuschauern wird der deutsche Bühnenvisionär als Gottseibeiuns gefürchtet; fünfmal hintereinander wurde er mit dem Prädikat „Opernregisseur des Jahres“ ausgezeichnet.
Behandlung
Nach seiner genialen Deutung von Verdis Don Carlos vor sieben Jahren ist ab Sonntag wieder ein Konwitschny-Wurf an der Staatsoper zu erleben: Leoš Janáčeks furchterregende letzte Oper Aus einem Totenhaus in einer Koproduktion mit dem Opernhaus Zürich, wo das Werk am 4. Juni Premiere hatte.
Die Proben für die Wien-Premiere konnte Konwitschny nicht leiten, weil er seit Wochen in Graz, wo er am 6. November Tschaikowskijs Pique Dame herausgebracht hatte, wegen Erschöpfung in ärztlicher Behandlung ist.
Mafia-Party
In Konwitschnys Inszenierung spielt Aus einem Totenhaus nicht in einem sibirischen Straflager, sondern bei einer Mafia-Party im Dachgeschoss eines Hochhauses. „Ich versuche immer, die Thematik eines Stückes an uns heranzuholen“, sagt der Regisseur im ÖSTERREICH-Interview. „Ein sibirisches Straflager liegt uns fern. Unsere Welt ist ein globales Gefängnis, aus dem man nicht raus kann.“
Gewalt
Und Konwitschny weiter: „Vor ein paar Jahren gab es eine sehr gute Fernsehserie über die Berliner Mafia. Die Partys, die da gezeigt wurden, habe ich in Janáčeks Oper wiederentdeckt, Aggression, Gewalt, Terror, Rauschgift. Um seine Macht zu demonstrieren, führt der Mafia-Boss einen Burschen vor und legt ihn um.“
Die musikalische Leitung übernimmt Franz Welser-Möst. „Er musiziert szenisch“, so Konwitschny. „Bei ihm ,singt‘ Janáček