Oper

"Mahagonny": Des Pfeffers beraubt

25.01.2012

Erfolg trotz Langeweile bei der „Mahagonny“-Oper von Brecht und Weill.

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Im Opern-Museum der Altmoderne gilt Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, uraufgeführt 1930, als provokantes Stück. Es hat keine Handlung, besteht aus Einzelnummern, die den Zustand der fiktiven Stadt, die Begierden und Spekulationen ihrer Menschen schildern. Dazu schrieb Kurt Weill eine Musik, in der Jazz-Idiom und Schlagersound auf klassische Formen und delikaten Klang treffen. Das alles müsste heute gestrafft und von einer starken Inszenierung gestützt werden. Leider schwänzt Regisseur Jérome Deschamps seinen Beruf und lässt langweiliges Steh- und Rampentheater in widersinnig aufwendigen Kostümen zu. Und die Musik wird mit einem philharmonischen Weichzeichner (Dirigent: Ingo Metzmacher) ihres Pfeffers beraubt.

Nicht die stimmlich schwächelnde Jenny der Angelika Kirchschlager dominiert die Szene, sondern Elisabeth Kulman als attraktive, laszive, um Nuancen zu junge Begbick. Sie und Christopher Ventris, dem vom Wagner-Fach ein perfekter Seitensprung glückt, artikulieren auch am klarsten. Rundum bleibt vieles vom Text Bert Brechts unverständlich. Wer wissen will, worum es geht, lese die hervorragende Geldmacht-Analyse von Hannes Androsch im Programmbuch. Doch dafür muss er nicht in die Staatsoper gehen.

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