Stehende Ovationen für pointierten Wienerlied-Abend im Konzerthaus.
Der Wein als wichtigster Begleiter, die Frau als schönstes Motiv, das Himmelreich als höchstes Ziel: Die Themen sind im traditionellen Wienerlied meist sehr ähnlich, Stimmung und Ausprägung aber dann doch recht variabel. Von melancholisch bis zynisch, von lakonisch bis makaber reichte das Spektrum jener insgesamt 30 schunkelbaren Lieder, die Karl Markovics und Wolf Bachofner unter der musikalischen Leitung von Alexander Kukelka am 10. Juni im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses zum Besten gaben. Zum Dank gab es stehende Ovationen von einem restlos begeisterten Publikum.
Wienerlied verzauberte
Die Auswahl der "Wienerlieder", wie der Musikfest-Abend der Wiener Festwochen schlicht betitelt war, zeugte von einem guten Gespür für den Geschmack der nicht gerade jungen Zuhörerschar, die sich gestern zusammengefunden hatte, um auch das eine oder andere Mal munter in das Vorgetragene einzustimmen: Da gab es die Hits wie Hans Kanns "Krüppellied", Ernst Arnolds "Wenn der Herrgott net will, nutzt es gar nix" oder Karl Föderls "Die Reblaus" ebenso wie die Klassiker von Franz Ferry Wunsch ("Heut bin i ang'schütt'", "Alle Drei") oder Alexander Krakauer ("Du guater Himmelvater", "Die wahre Liebe ist das nicht").
Temperament stieg im laufe des Abends an
Aber Markovics und Bachofner, anfangs beide noch leicht zurückhaltend, dann jedoch rasch aufgetaut und in bester Kellergassenstimmung, packten auch unbekanntere Lieder aus und erfreuten sich sichtlich an den immer wieder bösen, pointierten Zeilen. Bald wurde der Frack abgelegt, durfte das Goldene Wienerherz jubeln - schließlich hatte es gerade "alles auf der Welt, bis auf das, was uns noch fehlt". Damit nichts fehlte, besorgten Kukelka an Klavier und Harmonium sowie die Neuen Wiener Concert Schrammeln (zwei Violinen, chromatische Knopfharmonika, Kontragitarre) den seriösen und dennoch heiteren musikalischen Part, für den es dann auch gerne mal ein Luftbussi von Markovics gab.
Mit der "Reblaus" in die Verlängerung
Als schließlich richtige Weinseligkeit Einzug halten wollte - "Die Reblaus" hatte nach der Pause für "himmlisches Behagen" gesorgt und der "Dornbacher Pfarrer" bereits seinen Traubensaft kredenzt -, war's dann auch schon fast wieder vorbei. Drei Zugaben ließen sich die Wienerliedspezialisten noch entlocken, bevor sie sich von "Bravos" getragen endgültig in die Garderobe verabschiedeten. Zurück blieb ein strahlendes Publikum, das sich für einen der ungewöhnlichsten (und vielleicht auch umjubeltsten) Festwochen-Abende 2013 bedankte.
Info
Alle Informationen rund um die Wiener Festwochen erhalten Sie unter www.festwochen.at.