Science-Kabarett
Martin Puntigams "Science Buster"-Edutainment
08.11.2007
Die Physiker Heinz Oberhummer und Werner Gruber üben sich gemeinsam mit Martin Puntigam im Edutainment. Die "Science Busters" fliegen zum Mond, ohne abzuheben.
Der Theoretische Physiker Heinz Oberhummer und der Experimentalphysiker Werner Gruber haben sich die unterhaltsame und verständliche Vermittlung von Forschung und Technik auf die Fahnen geschrieben. Der eine mit seinem Projekt "Wissenschaft in Hollywood-Filmen", der andere mit Vorträgen von kulinarischer Physik bis zur Physik des Papierfliegers. Wenn sich diese beiden mit dem Kabarettisten Martin Puntigam, der auch schon als Quark über die Bühne gehüpft ist, zu den "Science Busters" zusammenschließen, um in fünf Abenden im Wiener Theater Rabenhof die Welt zu erklären, sind die Erwartungen hoch. Für den ersten Abend hatten sich die drei die Geschichte des Mondflugs ausgesucht - doch abgehoben haben sie dabei nicht.
Wissenschaft mit Wiener Schmäh
Bisherige
Wissenschafts-Vermittlungsversuche waren nicht gerade erfolgreich - man
erinnere sich nur an teure Kampagnen mit Birnen und Affen -, oder fanden
Anklang, wurden aber nicht fortgesetzt, wie die "Lange Nacht der
Forschung". Die Kombination liebenswert skurriler bzw. mit Wiener
Schmäh ausgestatteter Wissenschafter mit einem an Forschungsthemen
interessierten Kabarettisten, unterstützt von Bühnenexperimenten und
Ausschnitten populärer Kinofilme weckte deshalb Hoffnung. Vielleicht könnte
man so die Sperrigkeit bisheriger Vermittlungsbemühungen durchbrechen und
eine breitere Bevölkerung erreichen.
Weder Experimentiershow noch Pointenfeuerwerk
Doch die "Science
Busters" blieben hinter den Erwartungen zurück. Wer sich auf eine
fulminante Experimentiershow auf offener Bühne wie in diversen
Wissenschaftsshows deutscher Privat-TV-Sender gefreut hatte, wurde
enttäuscht. Ebenso wie jene, die mit einem Pointenfeuerwerk rund um die
Naturwissenschaften gerechnet hatten.
Geschichte der Raumfahrt
Vielleicht lag es am Thema des ersten
Abends: die Geschichte der Raumfahrt von den ersten Raketenstarts bis zur
Mondlandung - also eigentlich eine Sache der Ingenieurleistungen und weniger
der Wissenschaft. Nicht nur, dass man vieles schon aus unzähligen
Dokumentationen kennt, die alle fünf Jahre zu irgend einem runden oder
halbrunden Weltraum-Jubiläum - in deutlich besserer Qualität als auf die
Bühne gebeamt - über die TV-Schirme flimmern. Das Thema verleitet offenbar
auch dazu, phasenweise wieder in den bekannten volkshochschulähnlichen
Vortragsstil abzugleiten.
"Loser" in der Raumfahrt
Dennoch lieferte der Abend
auch Überraschungen. Etwa, dass nicht Juri Gagarin 1961 der erste Mensch im
All war, sondern zuvor schon der US-Air Force-Pilot Joseph Kittinger 1960
mit einem Helium-Ballon auf eine Höhe von 30 Kilometer gebracht wurde und
von dort mit dem Fallschirm absprang. Und in Ansätzen kam heraus, wie es
gehen könnte. Wenn etwa Gruber sich den "Losern" der
Weltraumfahrt widmet. Doch das Konzept, das sich durchaus als roter Faden
geeignet hätte, wurde zu schnell wieder aufgegeben. Unklar war auch
Puntigams Rolle zwischen den beiden Wissenschaftern, die zwischen
Conferencier, Vortragender, Stichwort- und Pointengeber schwankte. Dabei
hätte sich die Doppelconference-Rolle des "Bleden" zwischen
den beiden Kapazundern durchaus angeboten.
Doch das Trio hat noch vier Chancen, zu zeigen, was es draufhat. Bis zum Jänner widmen sich die "Science Busters" an vier Abenden im Rabenhof weiteren Themen wie Bombenkoffern, Christbaumbränden, dem Mars-Flug und Aliens.
"Science Busters" im Theater Rabenhof, mit Martin Puntigam, Heinz Oberhummer und Werner Gruber, weitere Vorstellungen mit unterschiedlichen Themen am 21.11., 12.12., 16.1. und 30.1., jeweils 20.00 Uhr; Internet: http://www.rabenhof.at