Elefant liegt die 2. Woche on top

Martin Suter führt die BuchBestenliste an

10.02.2017

Der rosa Mini-Elefant des Schweizer Bestsellerautors begeistert die Leser.

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© Bastian Schweitzer / Diogenes Ve
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Ein Roman über ein lebendiges rosa Mini-Elefäntchen, das im Dunkeln leuchtet? Das kann nur Kitsch oder Kinderbuch sein, denkt man. Falsch: Elefant von Martin Suter ist ein informativ unterfütterter und raffiniert gebauter Erwachsenenroman – und rangiert auf Platz eins der ÖSTERREICH-Buchcharts.

„Eine Entzugserscheinung konnte es nicht sein, er hatte genug getrunken“, lautet der erste Satz, der in die Annalen der besten ­Romananfänge eingehen dürfte. Der, der das denkt, ist der obdachlose Alkoholiker Schoch, und die Erscheinung, die er hat, ist der erwähnte Mini-Elefant, der eines Tages in der Höhle steht, die dem Stadtstreicher als Unterkunft dient.

Genmanipuliertes
»Glowing Animal«

Schoch kann sich dem ­babyhaften Charme des unglaublichen Wesens nicht entziehen, insbesondere nicht, nachdem es erkrankt. Die Gassen-Tierärztin Valerie, zu der er das Tier bringt, erkennt sogleich dessen Bedeutung: Es handelt sich dabei um ein genmanipuliertes „Glowing Animal“, wie sie tatsächlich gezüchtet werden.

Kombiniert mit Zwergwuchs ergibt das ein exzellentes Spielzeug für Kinder aus betuchtem Hause, die schon alles haben. Und derjenige, dem dieser leuchtende Prototyp gehört, wird ihn bestimmt zurückhaben wollen, schließt die Tierärztin. Als glühende Tierschützerin und Gentechnikgegnerin versteckt sie Schoch und sein magisches Adoptivtier in der leeren Villa ihrer verstorbenen Eltern.

Verfolgungsjagd 
zwischen Gut und Böse

In der Tat sind die Widersacher der liebenswürdigen Kreatur bereits dicht auf den Fersen. Das wird aus einer Rückblende klar, welche die Genese der kleinen „Sabu“, wie Schoch das Elefantenmädchen tauft, erzählt: vom Eierstock eines getöteten Elefantenkalbs übers Gentechlabor bis zur künstlichen Befruchtung einer Leihmutter im Zirkus.

Letztere wird vom Elefantenflüsterer Kaung betreut, der schnell begreift, dass hier kein gewöhnlicher Elefant heranreift. Er tut sich mit einem Landarzt zusammen, um das heilige Wesen dem skrupellosen Gentechniker Roux zu entziehen. Nach größeren Komplika­tionen landet das Tier in Schochs Höhle.

Sobald die Erzählstränge zeitlich gleichauf sind, entwickelt sich die Geschichte zur Verfolgungsjagd – auf der einen Seite Sabu, Valerie, Schoch und Kaung, auf der anderen Roux und seine bösartigen chinesischen Geschäftspartner. Spannung ist somit garantiert.

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