Die Inszenierung von Stefan Herheim im Großen Festspielhaus wurde bejubelt.
Letztlich ist alles ein Hirngespinst Hans Sachs: Der norwegische Regisseur Stefan Herheim lässt das Treiben der "Meistersinger von Nürnberg" bei den Salzburger Festspielen aus dem Kopf des dichtenden Schusters entstehen, der in seiner Schreibstube sitzend die einzelnen Akte erdenkt. Für die luftig-leichte, sommertheatertaugliche Inszenierung von Richard Wagners komischer Oper gab es am Freitagabend großen Applaus im Festspielhaus, was auch für die Leistung von Daniele Gatti am Pult der Wiener Philharmoniker galt. In der Sängerriege waren indes nebst einigen herausragenden Leistungen auch Ausfälle zu beklagen.
Klassischer Spielablauf
Die einzelnen Akte spielen in Möbelstücken der Sachs'schen Schreibstube, die Herheim zunächst mittels Videoeinspielung heranzoomen lässt, bevor sich der Vorhang öffnet und die nachgebaute Entsprechung als realer Hintergrund für die zu Däumlingen degradierten Protagonisten dient. So ist Alt-Nürnberg eine alt-deutsche Schranklandschaft, die Kirchenszene spielt auf einem Sekretär. Abgesehen davon, dass in kurzen surrealen Sequenzen zahlreiche Märchenfiguren sich orgiastischen Exzessen hingeben, bleibt der eigentliche Spielablauf selbst jedoch rührend klassisch. Die Protagonisten sind wie Hummel-Figuren gekleidet und das Volk tanzt immer wieder freudig Ringelreihen. All das ist aber mit großer Souveränität inszeniert - Herheim beherrscht das Ensemblespiel und die Personenführung.
© AFP
"Die Meistersinger von Nürnberg" von Richard Wagner bei den Salzburger Festspielen.
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"Die Meistersinger von Nürnberg" von Richard Wagner bei den Salzburger Festspielen.
Am Pult durcheilt Daniele Gatti mit den Wiener Philharmonikern die Partitur teils in Windeseile, sich voll auf die Rhythmik konzentrierend und nicht auf einen großen Legato-Fluss. Zugleich kann er immer wieder auch beinahe Operette, wenn er in den passenden Momenten die einzelnen Sänger entsprechend leicht umschmeichelt.
Diskrepanz der Sänger
Aber selbst dann drohte das Orchester Roberto Sacca als Walther von Stolzing zu übertönen, dem man trotz einer Steigerung zum 3. Akt hin nie abnimmt, mit seiner Stimme das Volk von sich einzunehmen. Ebenfalls gesteigert und dennoch weitgehend ohne Reiz bleibt die Eva von Anna Gabler - hier mangelt es bei der beinahe rezitativen Ausgestaltung an Tiefe wie an Strahlkraft.
Ein ganz anderes Kaliber stellt da Michael Volle als Hans Sachs dar, der nicht nur stimmlich souveräne Größe und klare Sicherheit zum Ausdruck brachte, sondern auch schauspielerisch einen selten differenzierten Schuster-Poeten auf die Bühne. Auch Georg Zeppenfeld als Veit Pogner, der für seine Rolle überraschend junge Markus Werba als Sixtus Beckmesser und Peter Sonn als David sind als klare Pluspunkte eines in Summe stimmigen Abends zu verbuchen.