Viele sind zufrieden, manche sind enttäuscht: Der neue "Faust" am Burgtheater.
Kaum zu glauben, aber wahr: 33 Jahre war am Burgtheater kein Faust mehr inszeniert worden, und Klaus Bachlers Faust-Projekt zerschlug sich bedauerlicherweise wegen der schweren Erkrankung von Regisseur Jürgen Goschs. Also startete der neue Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann am Freitagabend seine erste Saison mit längst Überfälligem: Faust I und II. Keine andere Premiere war mit derartiger Spannung erwartet worden; nicht umsonst drehte sich auch im ORF alles um den „geballten Faust“.
Applaus und Jubel für die Akteure
Um das Ergebnis
vorwegzunehmen: Das mit vielen „Promis“ durchwachsene Premierenpublikum
zollte vor allem den Akteuren – in Teil 1: Gert Voss und Tobias Moretti; in
Teil 2: Joachim Meyerhoff und Tilo Nest – Applaus und Jubel. Höflicher
Beifall für Regisseur Hartmann.
Moretti als Faust "nicht vorhanden"
Die
"professionellen" Zuschauer – die auch aus Deutschland und der Schweiz
angereisten Rezensenten – waren mit dem Resultat nicht besonders zufrieden:
Als „Schmalspur-Inszenierung“ bezeichnete der Kritiker der Frankfurter
Rundschau im ORF die Wiener Einstands-Premiere Hartmanns. Sein Pendant von
der NZZ fand Moretti als Faust „nicht vorhanden“, und dessen Wiener Kollege
vom Falter betrachtete Mephisto in dieser Inszenierung als
„überrepräsentiert“.
Faust-Zitat
Die APA ließ sich sogar zu einem Zitat aus Faust II
hinreißen: „Das Unzulängliche, hier wird’s Ereignis.“