Erinnerungsbücher an den King of Pop boomen
Um kaum einen Superstar ranken sich so viele Gerüchte wie um Michael Jackson. Und sein früher Tod wird vermutlich viele offene Fragen unbeantwortet lassen. Hanspeter Künzler wagt sich dennoch an den Mythos Jackson heran. In "Black or White" trennt der Autor scharf zwischen den positiven und negativen Seiten im Leben des Megastars. Zu den "positiven" Seiten zählt der Autor jedoch nicht nur den kometenhaften Aufstieg der Jackson-Brüder, sondern auch eine Kindheit in Armut und Angst vor dem brutalen Vater - Joseph Jackson. Diese Biographie stieg in der Woche vom 3.-9. August auf Platz vier der österreichischen Sachbuchcharts ein.
Hanspeter Künzler: "Black or White: Michael Jackson - die ganze Geschichte", Hannibal Verlag.
Mutter Jackson als Gegenpol zu Vater
Künzler stellt die Mutter des Clans, Katherine, als Gegenpol zum
prügelnden und polygamen Joseph dar. Im Stillen wehrte sie sich gegen ihren
Mann - sie ließ die Kinder beispielsweise gewähren, wenn Tito heimlich auf
der Gitarre des Vaters spielte und die Geschwister dazu sangen. Eines Tages,
so erzählt es Künzler, riss eine Saite der Gitarre. Der Vater reagierte mit
einem Wutausbruch, forderte Tito aber auf: "Dann zeig mal was du kannst!"
Die Brüder stimmten ein, Joseph war begeistert - und die Jackson Brothers
geboren.
Mit Gewalt zum Erfolg
Mit Ruten und Gürteln prügelte der Vater
seine Söhne in den darauffolgenden Jahren zum Erfolg. Besonders Michael
machte schnell auf sich aufmerksam. Schon im Kindergarten soll er mit seinem
Talent positiv aufgefallen sein. Später schrieb er über diese Zeit: "Ich
hatte nicht das Gefühl, ich hätte etwas Besonderes geleistet. Ich hatte ja
nur gesungen, wie ich das daheim jeden Abend tat."
Michael zwischen Bühne und Sekte
Der kleine Michael lebte ein
Leben zwischen der Bühne und einer Sekte. Die Mutter war zu den Zeugen
Jehovas übergetreten, weil sie Polygamie ablehnte. Kein Wunder also, dass
Michaels Kinder nach seinem Tod in der Obhut von Katherine mit Gesangbüchern
der Sekte gesehen wurden. Er selber trat als Erwachsener aus, weil seine
Bühnenshows und sein Lebensstil so gar nicht mit den Vorstellungen der
Zeugen Jehovas zusammenpassten.
Jackson's Vorbilder
In den Anfangsjahren der Karriere Jacksons
streut Künzler immer wieder Geschichten über Vorbilder des kleinen Michael
ein. So wie über James Brown, der ihm den showgemäßen Umgang mit dem
Mikrofon und seinen "klingenscharfen Tanzstil" beigebracht haben soll.
Daraus, schließt der Autor, habe Jackson seine Ansicht gewonnen, eine Show
müsse "den Zuschauer so unwiderstehlich mit sich reißen, dass dieser in eine
magische Überwelt transportiert wird, wo alle Sorgen von ihm abfallen."
Missbrauchsanschuldigungen sind auch Thema
Auch von den
Beziehungen Jacksons zu den minderjährigen Jungen Jordy Chandler und Gavin
Arvizo erzählt Künzler detailliert. Beide sollen mit dem Superstar das Bett
geteilt haben, die Eltern der Kinder schliefen zeitweise nebenan. Sie
beschreibt der Autor als geldgierig und rücksichtslos. So habe Jordys Vater
seinen Sohn Anfang der 90er Jahre unter Betäubungsmittel gesetzt, damit er
gegen Jackson aussagt.
Lücke schließt andere Bio
Insgesamt schafft es der Autor, ein
biografisches Gesamtbild des Künstlers und Menschen Michael Jackson zu
zeichnen. Schade ist jedoch, dass Bilder und Plattencover unzusammenhängend
und ohne Erklärungen auf Einzelseiten zwischen den Fließtext gestreut
wurden. Diese Lücke schließt "Remember The Time: Michael Jackson
Erinnerungen an den King of Pop" von Peter Mischer. Auf 128 Seiten
präsentiert er große Fotos aus 50 Jahren, dafür aber wesentlich weniger Text
als bei Künzlers Biografie.
Peter Mischer: "Remember The Time: Michael Jackson. Erinnerungen an den King of Pop", Lingen Verlag.
Weiteres Buch widmet sich Jacksons Wirkung
Auch Jacksons
Metamorphose vom kleinen schwarzen Jungen zum androgynen zarten Mann lässt
Künzler erst im hinteren Teil des Buches anklingen und räumt diesem Thema
nur wenige Seiten ein. Jacksons Wirkung widmet sich hingegen Margo Jefferson
in "Über Michael Jackson". Sie beschreibt den jungen Star als "Tanzkavalier
in Hochwasserhosen" und später als Transsexuellen, dessen Kleiderstil eher
auf einen gruftigen Dandy verweist. "Er war ein männlicher und weiblicher
Darsteller. Ein Sammler von Gesten und Kostümen. Er war ein Wunder",
schreibt Jefferson.
Peter Mischer: "Remember The Time: Michael Jackson. Erinnerungen an den King of Pop", Lingen Verlag
Infos zu den Biografien
Hanspeter Künzler: "Black or White:
Michael Jackson - die ganze Geschichte", Hannibal Verlag, 256 S., 15,40
Euro; ISBN 978-3-85445-305-5;
Margo Jefferson: "Über Michael Jackson",
Berliner Taschenbuch-Verlag, 172 S., 10,20 Euro, ISBN
978-3-8333-0559-7;
Peter Mischer: "Remember The Time: Michael Jackson.
Erinnerungen an den King of Pop", Lingen Verlag, 128 S., 13,50 Euro, ISBN
978-3938323991