Nach verstörendem Paralympics-Eklat und Absagen-Flut in Deutschland startete Luke Mockridge am Mittwoch seine Tour in Wien. Mit neuen Aufregern.
„Krass, dass ihr hier seid, obwohl klipp und klar überall geschrieben steht, dass ich der schlimmste Mensch der Welt bin. Ich habe in einem Podcast, der sich zur Aufgabe macht, möglichst alle Grenzen zu überschreiten, einen Witz, der wirklich komplett beschissen war, geliefert und wurde zurecht dafür kritisiert. Dafür entschuldige ich mich, denn das ist mir wichtig und es ist richtig. Aber es ist nicht richtig, dafür Todesdrohungen zu bekommen.“ Nach dem Eklat um den verstörenden Paralympics-Sager, der ihn auch das Management und eine Sat.1-Show kostete, stand der umstrittene Brachial-Comedian Luke Mockridge gestern wieder auf der Bühne und das in Wien. 500 Besucher (ausverkauft) feierten in der Simm City den Auftakt der neuen Standup-Comedy-Show „Funny Times“.
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Und das gleich mit einer Kampfansage: „Wenn eine Entschuldigung nichts mehr wert ist und wir nur noch den Leuten glauben, die sich am lautesten beschweren und die krassesten Drohungen aussprechen, dann sind drei Idioten, die in einem Podcast sitzen, das kleinste Problem. Deshalb ist es wichtig, diese Show hier in Wien zu spielen und die ganze Tour.“
Launischer Auftritt
Der launische Wien-Auftritt, bei dem er auch über den Eklat witzelte („Ich bin bekannt für Behinderten-Bashing und die Gummibärenbande“), war eine verspätete Premiere, nachdem sich in Deutschland gleich 7 lokale Veranstalter vor dem Brachial-Comedian distanzierten und seine Auftritte stornierten. Auch die heimische Agentur Hoanzl ging auf Distanz („Wir teilen die entstandene Missbilligung“) und wird in Zukunft nicht mehr mit Mockridge zusammenarbeiten. Aus rechtlichen Gründen konnte die Österreich-Tour, die Mockridge nach dem Wien-Stopp auch nach Leonding (Donnerstag) und Salzburg (Freitag) bringt, jedoch nicht abgesagt werden.
Spannend: Aus Angst vor etwaigen Störaktionen wurde in der Simm City sogar extra Security positioniert. Das ging auch an Mockridge, der bei seinen vielen Zweideutigkeiten („Klassische Komponisten waren absolute Fuckboys.“) auch viel Lokalkolorit einbaute („Wie viele Bezirke hat Wien? 23. Ist das dann wie bei den Hunger Games, dass die mit den höheren Zahlen immer ärmer werden?“) nicht spurlos vorüber: „Es gibt heute keine Pause. Aus Sicherheitsgründen. Denn wenn Terroristen das alles abfackeln wollen, dann machen die das nicht, wenn es keine Pause gibt.“
Ein Mann, ein Wort. Zwischen unkorrekten Witzen auch über Hitler („Antisemit, komische Frisur und gescheiterter Künstler. Also so wie heute halb Berlin.“) oder Heidi Klum („Tom Kaulitz ist der bestbezahlteste Altenpfleger der Welt.“) und erzwungenen Provokationen („Ist Kiffen bei euch legal? Nein. Ihr Loser!“) stimmte er am Klavier auch die mitsingfreundlichen Hits von Wanda („Bologna“), Backstreet Boys („I Want It That Way“) oder Neil Diamond („Sweet Caroline“) an. Dazu sogar „I Am From Austria“ und „Hänschen Klein“ in den Versionen von Linkin Park, Herbert Grönemeyer oder Falco. „Hans, wir müssen raus. Raus aus dem Pfefferkuchenhaus.“
Mini-Aufreger
Nur bei der Taylor-Swift-Hommage kam es zum Mini-Aufreger: „War irgendwer beim Konzert?“ fragte er, um nach einem kollektiven Aufschrei der Entrüstung gleich noch einen weiteren verbalen Ausrutscher draufzusetzen: „Ach, war das hier. Ja, hätte sie doch nur ohne Pause gespielt.“
„Kein erhobener Zeigefinger, kein Moralismus, keine Empörung“ hatte er für sein neues Programm „Funny Times“ versprochen. Natürlich eine glatte Lüge. Mockridge packte in Wien trotz anfänglicher Entschuldigung dann doch wieder den verbalen Dampfhammer aus. „Ich bin nur manchmal ein Arschloch, sonst aber echt ein netter Typ.“ Das begeisterte Publikum in Wien sah es ebenso.