Der spanische Tenorissimo Plácido Domingo ist die ungewöhnlichste Erscheinung im Musiktheaterbusiness. In seiner schon 50 Jahre dauernden Karriere hat der 71-jährige „König der Oper“ 134 Rollen gesungen, während andere Startenöre, wie Luciano Pavarotti, mit 25 Partien ihr Auslangen fanden. Damit nicht genug, ist Domingo auch Dirigent und Direktor der Los Angeles Opera, des Weiteren Ehrenkunstdirektor der Arena von Verona, die nächstes Jahr ihr hundertjähriges Jubiläum als Opernfestival feiert.
Vor vier Jahren debütierte der rastlose Jahrhundertsänger, der als im Grunde italienischer Tenor auch im Wagner-Fach Triumphe gefeiert hat, im Teatro Real in seiner Heimatstadt Madrid in einer Barockoper: In Händels 1724 in London uraufgeführter Opera seria Tamerlano über den skrupellosen mongolischen Eroberer sang er den besiegten türkischen Sultan Bajazet, die erste Tenor-Hauptrolle in der Geschichte der Oper.
Mörderisch schwierige Koloratur-Kaskaden In dieser mit mörderisch schwierigen Koloraturkaskaden verzierten Partie gastiert er morgen unter Marc Minkowski bei den Salzburger Festspielen. Bajazets Selbstmord, bei dem er den Tyrannen Tamerlano verflucht, zählt zu den erschütterndsten Szenen der Opernliteratur.
Herrlich „Eine schwierige, wundervolle Rolle mit sieben Arien und endlosen, wirkungsvollen Rezitativen“, sagt Domingo. „Der Bajazet der Uraufführung, Francesco Borosini, muss ein großartiger Künstler gewesen sein, vor dem ich mich noch nachträglich verneige. Er hat das moderne Tenorfach begründet. Berühmt wurde Bajazets grandiose Todesszene, in der ich bereits Verdis Otello hören kann. Realismus und stilisierte Affekte halten sich hier herrlich die Balance.“
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