oe24-Interview: Am 16. Februar kommt der Grand Seigneur in die Stadthalle.
Es gibt wohl keine Frage, die Altmeister Ennio Morricone (85) während eines Interviews von einem Reporter noch nicht gestellt bekam. Dementsprechend kurzsilbig fielen auch die Antworten des Maestros beim oe24-Interview aus, der anlässlich seiner „50 Jahre Musik“-Tour am 16. Februar in die Wiener Stadthalle kommt und mit großem Orchester und Chor seine größten Kompositionen der Filmgeschichte dirigiert.
Beeindruckendes Schaffen
Ennio Morricones Werke verkauften sich auf Tonträgern rund 70 Millionen mal und er heimste neben fünf Oscars auch einen Grammy und acht Golden Globes ein. Weltruhm erlangte es erstmals mit der Filmmusik zu „Für eine Handvoll Dollar“ aus dem Jahr 1964. Die Zusammenarbeit mit Regisseur Sergio Leone erwies sich als äußerst fruchtbar und erreichte ihren Höhepunkt vier Jahre später mit dem Film „Spiel mir das Lied vom Tod“. Obwohl Morricone hauptsächlich für seine Italo-Western bekannt ist, erstreckt sich sein Schaffen über alle Filmgenres. Und, er ist noch immer aktiv.
oe24.at: Vor genau 50 Jahren begann ihre Zusammenarbeit mit Sergio Leone, was den Beginn ihres Weltruhms als Filmkomponist markierte. Wie kamen sie auf die Idee Maultrommeln, Pfiffe, Kojotengeheul, Eulenrufe, Glocken, Spieluhren, Peitschenknallen, etc. einzusetzen?
Ennio Morricone: Ich verarbeite alle Geräusche dieser Welt in meinen Filmen. Auch die extravaganten aus dem Leben oder der Natur sind geeignet für meine Filme.
Bei den Filmfestspielen in Venedig (c) getty
oe24.at: Sie haben für etwa 500 Filme die Musik geschrieben, aber nur ein Bruchteil davon sind Italo-Western. Würden sie heute wieder für das Western-Genre schreiben - etwa für Quentin Tarantino - oder ist das für sie abgehakt?
Morricone: Das weiß ich nicht – das muss Quentin Tarantino entscheiden. Da müssen Sie ihn fragen, ich entscheide das nicht.
oe24.at: Fünf Oscars für ihre Filmmusik und ein Ehren-Oscar 2007 zeigen, wie hochgeschätzt sie in der Filmwelt sind. Wie viel bedeuten ihnen Auszeichnungen und ärgert es sie, dass sie keinen für ihre berühmten Italo-Western eingeheimst haben?
Morricone: Ich bin sehr glücklich über alle Auszeichnungen, nicht nur über die Oscars. Ich freue mich sehr, dass die Menschen meine Werke so schätzen. Dafür bin ich auch dankbar.
oe24.at: Wie komponieren Sie? Entsteht die Musik im Kopf schon beim Lesen des Drehbuchs, oder erst beim Durchsichten der ersten Drehaufnahmen. Gibt es ein durchgängiges System, nach dem sie Filmmusik komponieren?
Morricone: Also dafür gibt es kein Geheimrezept. Manchmal kommen mir die Ideen beim Lesen des Drehbuchs. Oder nur beim erstmaligen Hören des Titels. Alles läuft sehr spontan ab. Und jedes Mal anders.
oe24.at: Sie nehmen im Februar 160 Musiker mit in die Wiener Stadthalle. Warum braucht es so viele Instrumente, um den Klang ihrer Musik zur Geltung zu bringen?
Morricone: Diese Zahl ist notwendig, da ja verschiedene Musikstücke aus verschiedenen Werken vorgeführt werden. Die Zahl ergibt sich also aus der Summe der Konzerte. Nicht alle Musiker werden immer auf der Bühne stehen. Die Zahl setzt sich übrigens aus Chor und Orchesterleuten zusammen.
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