Die Intendanten Kusej und Hartmann rittern um Birgit Minichmayr.
Birgit Minichmayrs Lulu-Absage am Wiener Burgtheater hat einen Hintergrund: Sie übersiedelt nach München, wo Martin Kusej ab Herbst das renommierte Residenztheater leiten wird.
Und der gebürtige Kärntner wildert, was das Zeug hält: In einem Interview mit der Süddeutschen („Es muss ein Ruck durchgehen“) brüstete er sich damit, wichtige Schauspieler von Matthias Hartmanns Burgtheater „gewonnen“ zu haben; die Rede ist von Moretti, Ofczarek, Schwab – und Minichmayr.
Was Hartmann zu folgendem Konter motivierte: „Wir fühlen uns geschmeichelt, dass sich ein Münchner Theater mit unseren Schauspielern schmückt.“
Kampfansage. Damit läutete Kusej einen Wettstreit ein, der in der Branche auch als Duell gewertet wird. Burgtheater-Star Peter Simonischek empfindet Kusejs „Kampfansage“ und sein „Gegen-die-Brust-Getrommel“ als „kindisches Sandkastenspiel“.
Und Paulus Manker teilt aus: „Die Toleranz des Burgtheaters gegenüber seinen Schauspielern als Schwäche auszulegen ist falsch. Sollen sie doch spielen, wo sie wollen und wo man sie schätzt. Außerdem wird München von Bayern bewohnt – es kann daher nie zu einer Metropole werden, nur zu einem Weißwürstel.“
Umrühren. Eine Belebung Münchens verspricht sich ORF-Kulturchef Martin Traxl von Kusejs „Ruck“: „Durch die starke Präsenz österreichischer Schauspieler wird München seinen Ruf als Kulturprovinzmetropole los. Kusej wird schon gehörig umrühren.“
Und Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler bringt’s auf den Punkt: „Dass zwischen zwei Alphatieren wie Kusej und Hartmann die Funken fliegen, wundert niemanden. Wenn dadurch zwei Theaterstädte noch heller leuchten, freut’s mich.“
Hintergrund. Übrigens hat auch Kusejs Kampfansage einen Hintergrund: Er wollte Klaus Bachler als Burg-Direktor nachfolgen. Doch der damalige Kulturstaatssekretär Franz Morak gab Hartmann den Vorzug.
Und: Kusej wollte Intendant der Wiener Festwochen werden. Doch Kulturstadtrat Mailath-Pokorny verlängerte Luc Bondy. Da sind Rechnungen offen …