Bei einer Versteigerung in New York hat das Bild "Der Schrei" des norwegischen Malers Edvard Munch am Mittwochabend einen Rekorderlös erzielt. Die Fassung des post-impressionistischen Meisterwerks wurde bei der Frühjahrsauktion des Hauses Sotheby's für 119,9 Millionen Dollar (91,3 Millionen Euro) verkauft. Damit ist das Pastellbild das teuerste jemals bei einer Auktion verkaufte Kunstwerk der Welt.
Das 1895 gemalte Bild, das einen schreienden Mann mit den Händen über den Ohren vor einem orangenen Himmel in Oslo zeigt, war die letzte in Privatbesitz befindliche Fassung des "Schreis". Insgesamt malte Munch das Bild vier Mal, die anderen drei Fassungen sind in Museen ausgestellt. Bei der Auktion am Mittwoch trieben sieben Bieter innerhalb von nur zwölf Minuten den Preis in die Höhe. Der Verkauf wurde in Sotheby's mit Applaus begrüßt.
Neuer Rekord Damit überbot das legendäre Bild, eines der bekanntesten der Kunstgeschichte, den bisherigen Rekordhalter um mehr als 13 Millionen Dollar. Vor zwei Jahren war "Akt mit grünen Blättern und Büste" von Pablo Picasso für 95 Millionen Dollar zugeschlagen worden, mit dem Aufgeld waren es 106,5 Millionen Dollar.
Bei Munchs Gemälde lag der Hammerpreis bei 107 Millionen Dollar. Damit ist "Der Schrei" das erste Bild der Kunstgeschichte, bei dem das letzte Gebot bei mehr als 100 Millionen Dollar lag. Mit dem üblichen Aufgeld von zwölf Prozent ergibt sich ein Kaufpreis von genau 119.922,5 Dollar. Über den Käufer war zunächst nichts bekannt. Er hatte per Telefon mitgeboten.
Verkauft hat das Bild der norwegische Kaufmann Petter Olsen. Sein Vater war einst Nachbar von Munch und hatte das Bild vor mehr als 70 Jahren gekauft. Olson will mit dem Erlös ein Munch-Museum bauen und im nächsten Jahr zum 150. Geburtstag des Malers eröffnen.
Picasso ohne Rekord Keinen Rekord gab es dagegen für Picasso: Das Bild "Femme assise dans un fauteuil" von 1941 wurde bei Sotheby's "nur" für 26 Millionen Dollar (19,7 Millionen Euro) versteigert. Es blieb damit genau im Schätzbereich von 20 bis 30 Millionen Dollar. Das Bild zeigt Pablo Picassos Muse Dora Maar auf einem Stuhl sitzend - eckig-kantig verfremdet, wie er in der Zeit um den Zweiten Weltkrieg malte.
"Seine damalige Geliebte war eine wunderschöne Frau, und doch ist diese Darstellung verstörend", hatte Kunstexperte David Norman von Sotheby's gesagt. "Es ist Picassos Reaktion auf die Zeit, den Zweiten Weltkrieg und die Besetzung Frankreichs durch die Nazis." Für die Kunst sei das Bild ein Meilenstein und auch nach mehr als 70 Jahren immer noch "lebendig, als wäre es elektrisch".
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