Die Stadt und ihre ungewisse Mauer: Haruki Murakamis neues, ganz besonderes Werk
Am Freitag hat der beliebte und vielfach ausgezeichnete japanische Schriftsteller Haruki Murakami seinen 75. Geburtstag gefeiert.
Romane, Film- und Theateradaptionen seiner Werke und Sachbücher: Murakami kann auf eine lange, erfolgreiche Karriere zurückblicken. Das Time-Magazin wählte ihn 2015 in seine Top-100-Liste der einflussreichsten Menschen der Welt.
Junger Wilder wurde zum älteren Weisen
Aus dem einst jungen Wilden, dessen Literatur von der Popkultur und dem Westen geprägt ist, wurde ein älterer Weiser, dessen Bücher immer mehr philosophische Anklänge haben -ohne zu belehren. Sein neuer Wurf "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer" dreht sich um Murakamis typische Themen: Liebe, Verlust und eine große Suche nach sich selbst. Dazu streut er die wunderbarunwirklichen Elemente der fantastischen Literatur ein: Der Ich-Erzähler ohne Namen hat sich mit 17 Jahren ganz unsterblich in ein Mädchen verliebt. Das große Problem: Sie lebt in einer Stadt, deren Mauer man nur überwinden kann, wenn man seinen eigenen Schatten zurücklässt. Er sucht eifrig nach ihr, schafft es, sie in einer Bibliothek zu finden, doch sie weiß nicht mehr, wer er ist. Der Namenlose landet wieder in der Welt außerhalb der Mauer, wo er einem normalen Leben nachzugehen versucht. Doch dann gerät alles ins Wanken
Skandal liegt längst hinter ihm
Geschenk. Im Juni 2000 sorgten Meinungsverschiedenheiten zwischen Sigrid Löff ler auf der einen und Hellmuth Karasek und Marcel Reich-Ranicki auf der anderen Seite zur Sprengung des Literarischen Quartetts. Es ging um Murakamis Roman Gefährliche Geliebte, und insbesondere um die erotischen Darstellungen darin. Vielleicht sind wir Leserinnen schon abgestumpft, vielleicht haben sich seine Texte geändert, doch als skandalös lassen sie sich nicht (mehr) bezeichnen.
Der junge Wilde ist längst erwachsen und dieser Wurf, mit all der Sehnsucht, Magie und der sprachlichen Schönheit, ist das beste Geburtstagsgeschenk überhaupt, das er sich und seiner Leserschaft machen konnte.