Ganz unverhüllt und ohne Schamgefühl setzt das Pariser Musee d'Orsay dieser Tage auf Nacktheit. Nackte Frauen, die im Gras liegen, sich waschen oder im Bordell auf Freier warten. Die vielen weiblichen Akte kamen schon seinen Zeitgenossen etwas suspekt vor. Edgar Degas (1834-1917) blieb Zeit seines Lebens unverheiratet und lebte mit seiner Haushälterin zusammen. Doch seine seit 13.3 (bis 1.7) im Pariser Musee d'Orsay ausgestellten Gemälde, Pastelle und Aquarelle sollen nicht die Beziehung des Künstlers zu den Frauen veranschaulichen, sondern die Synthese seines künstlerischen Schaffens illustrieren. Die Ausstellung heißt "Degas et le nu" (Degas und der Akt).
Werke aus 50 Jahren Schaffensperiode Degas hat in seiner über 50-jährigen Schaffenszeit unzählige Akte gemalt. Mehr als 120 davon sind jetzt erstmals in Paris vereint. Ohne die Zusammenarbeit mit dem Museum of Fine Arts in Boston wäre diese Ausstellung womöglich nicht zustande gekommen. Warum es dazu noch keine Werkschau gab? "Man gab bei Degas vor allem Pferde- und Jockey-Darstellungen sowie Abbildungen von Tänzerinnen in Auftrag. Die Aktdarstellungen wurden in den Hintergrund gedrängt. Sie waren sozusagen sein geheimer Garten", sagt der Kurator der Ausstellung, Xavier Rey.
Spezialgebiet: Der weibliche Akt Der Akt gehörte zur traditionellen Ausbildung. Zwar malte Degas zur Vorbereitung seiner ersten Historienmalereien auch männliche Akte im Stil der antiken Skulpturen. Doch war es vor allem der weibliche Körper, der in Degas' Fantasie herum spukte. Zum Bruch mit dem Akademismus und den idealen Formen kam es im Laufe der 1870er Jahre. Degas begann Bordelle zu malen, wobei seine Prostituierte eher einem Stereotyp gleicht: dick, unförmig und ausdruckslos. Böse Zungen behaupteten deshalb auch, Degas kenne Bordelle nur aus der Literatur. Ein genaues Bild davon kann man sich auf jeden Fall zurzeit davon in Paris machen. Die Ausstellung läuft noch bis 1.7.
Info Alle Informationen rund um die Degas-Schau in Paris finden Sie unter www.musee-orsay.fr.
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