Der Maestro debütierte vor genau 40 Jahren bei den Salzburger Festspielen.
Bekannt ist er als Perfektionist und kompromissloser Geist, der mit südländischer Leidenschaft und vollem Engagement die größten Orchester der Welt dirigiert. Als "Vulkan am Pult" wird Riccardo Muti, der meist herrisch, temperamentvoll und selbstbewusst auftritt, gern bezeichnet. In seiner Heimat Italien wird er teils abgöttisch geliebt, teils wegen seiner konservativen Musikauffassung scharf kritisiert. Kalt lässt der Mozart-Spezialist mit dem Faible für neapolitanische Musik des 18. Jahrhunderts jedenfalls niemand. Am kommenden Donnerstag (28. Juli) wird der im Zeichen des Löwen geborene Muti 70 Jahre alt. Seinen runden Geburtstag feiert er in Salzburg, wo er am 3. August "Macbeth" dirigieren wird.
Debüt in Salzburg vor 40 Jahren
Vom Debüt bei den Salzburger Festspielen vor genau 40 Jahren mit Donizettis "Don Pasquale" bis zur engen Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern: Österreich ist für den Superstar der klassischen Musik ein wichtiges Stück künstlerischer Heimat. "Die Beziehung zu den Wiener Philharmonikern war immer die Konstante meines Lebens. Wien ist seit jeher meine zweite Heimat", pflegt der Musikpurist zu sagen. 2007 bis 2009 war Muti künstlerischer Leiter der von Herbert von Karajan gegründeten Salzburger Pfingstfestspiele. Gern erholt er sich von anstrengenden Welttourneen in seiner Villa in Anif.
Der dreifache Vater, der seit 1969 mit der Mezzosopranistin Cristina Mazzavillani verheiratet ist, wurde 1941 als erster von fünf Söhnen in Neapel geboren. Er studierte am Konservatorium San Pietro a Majella Klavier, sowie an der Universität Neapel Philosophie. Nino Rota, Direktor des Konservatoriums von Bari, erkannte das Talent des jungen Musikers und förderte ihn aktiv. Nach dem Studienabschluss wechselte Muti nach Mailand, wo er am Verdi-Konservatorium zusätzlich Komposition und Dirigieren belegte. 1967 gewann er den Guido-Cantelli-Wettbewerb, womit er das Fundament für seine steile Karriere legte. 1969 wurde er Chefdirigent in Florenz, wo er später von 1973 bis 1982 auch Leiter des Maggio Musicale war.
Seit 1973 Gast an der Wiener Staatsoper
Von 1971 an dirigierte Muti alljährlich bei den Salzburger Festspielen. 1973 debütierte er an der Wiener Staatsoper mit Verdis Aida. Seitdem tritt Muti auch regelmäßig in der Staatsoper auf. 2002 wurde er zum Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper ernannt, ist auch das erste Ehrenmitglied der Wiener Hofmusikkapelle in deren 508-jährigen Geschichte und, neben zahlreichen internationalen Auszeichnungen, Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst und des Großen Silbernen Ehrenkreuzes der Republik Österreich.
1980 wurde der für seine Werktreue bekannte Italiener zum ersten Dirigenten des Philadelphia Orchestra ernannt, eine Position, die er bis 1992 innehaben sollte. Im gleichen Jahr debütierte er auch an der Mailänder Scala bei einer Neuinszenierung von Mozarts "Figaros Hochzeit". 1986 folgte er seinem Rivalen Claudio Abbado als Musikdirektor der Scala nach und leitete zahlreiche Neuproduktionen, vor allem von Werken Mozarts, Verdis und Richard Wagners. Im April 2005 beendete Muti seine Tätigkeit als Musikdirektor der Scala, nachdem der von ihm favorisierte Intendantenkandidat Maurizio Meli nicht die erhoffte Zustimmung der Belegschaft gefunden hatte. Das musikalische Personal sprach sich mit 700 zu fünf Stimmen gegen Muti aus.
Intendant der Salzburger Pfingstfestspiele
Nach seinem Bruch mit der Scala widmete sich Muti mit voller Energie seinem Jugendorchester Cherubini, mit dem er durch die ganze Welt tourte. Zugleich übernahm er die Funktion des Intendanten der Salzburger Pfingstfestspiele, in denen er die Musik seiner Heimatstadt Neapel präsentierte. Von 2007 bis 2011 haben Muti und die Festspiele jährlich eine Oper und vier Konzerte aus Neapel, der ehemaligen Welthauptstadt der Musik, in Salzburg aufgeführt. "Die 'neapolitanischen Jahre' von Riccardo Muti waren für Salzburg die wichtigsten seit der Gründung der Pfingstfestspiele im Jahre 1973, betonte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. 2010 wurde Muti Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra als Nachfolger von Bernard Haitink.
Allerdings haben gesundheitliche Probleme den Maestro in den letzten Monaten belastet. So musste er im vergangenen Herbst wegen Magenproblemen einen Monat lang pausieren. Bei einer Probe am 3. Februar in Chikago kollabierte er plötzlich und erlitt dabei einen Kieferbruch. Im Krankenhaus wurde eine Herzrhythmusstörung als Ursache für den Zusammenbruch diagnostiziert und Muti daraufhin ein Herzschrittmacher implantiert. Seitdem hat sich der Maestro erholt, doch in Zukunft will er sich mehr Freizeit gönnen. In Salzburg werde er sich künftig auf Konzerte mit den Wiener Philharmonikern beschränken und keine Opern mehr dirigieren. "Jetzt denke ich ernsthaft daran, mir selber mehr Zeit zu gönnen, nach dem Motto der Römer 'Primum vivere' (Zuerst leben, Anm.)", sagte Muti kürzlich in einem Interview.
Ob sich Muti wirklich an sein Vorhaben halten wird, ist fraglich. Ende August startet er mit dem Chicago Symphony Orchestra eine Europatournee, die in Salzburg beginnt. Das erste Konzert ist am 26. August im Rahmen der Salzburger Festspiele geplant. Am 5. September wird Muti dann auch im Wiener Musikverein auftreten.