Viele Jahre vor "Sister Act" standen am New Yorker Off-Broadway bereits tanzende und singende Nonnen auf der Bühne. Samstagabend hat es Dan Goggins Musical "Non(n)sens"
unter der Regie von Werner Sobotka auch in die Kammerspiele in Wien geführt. Die gefeierte Premiere holte dabei altbewährte Klosterwitze ebenso aus der Schublade wie billige Revuenummern und Gags unter der Gürtellinie bzw. der Nonnenkutte. Dem begeisterten Publikum gefiel's trotzdem - oder gerade deshalb.
Altbewährt Mehr als neun Jahre lang lief das 1985 uraufgeführte Musical in New York und legte so den zweitlängsten Lauf in der Geschichte des Off-Broadways hin. Rund 8.000 Inszenierungen in über 20 Sprachen und eine TV-Produktion mit "Golden Girls"-Star Rue McClanahan als Mutter Oberin folgten. In Wien übernahm diese Rolle nun Publikumsliebling Marianne Mendt, die gemeinsam mit Angelika Niedetzky, Ruth Brauer-Kvam, Hanna Kastner und Sona MacDonald als Klosterschwestern eine selbst einstudierte Benefizgala auf die Beine stellt. Diese soll Geld in die gähnend leeren Klosterkassen spülen und vier ausstehende Beerdigungen finanzieren, nachdem 52 der 57 Ordensschwestern von Pfaffstätten beim "letzten Abendmahl" einer vergifteten Fischsuppe zum Opfer gefallen waren.
Zahreiche Gags Von billigen Zaubertricks und zahlreichen Shownummern samt Spitzenunterwäsche unter den Nonnenkutten bis zum Quiz "Madonnenshow" und bemühter Stand-Up-Comedy wird auf der Bühne vor den drei großen Kirchenfenstern nichts ausgelassen. Mit Kardinal Christoph Schönborn als Centerfold im "Prayboy"-Magazin und MacDonalds Imitationen als Lady Gaga oder Udo Lindenberg wird auch in Sachen aktueller Referenzen aus dem Vollen geschöpft.
Umtriebige Schwestern Die Besucher der Kammerspiele avancieren dabei zu den spendablen Geldgebern, die zur Begrüßung der leicht gereizten, strengen Mutter Oberin schon mal die Welle machen müssen - und zu Zeugen der Zickereien unter den Klosterschwestern werden. So zerbricht Schwester Robert Anna (stimmgewaltig: MacDonald) an ihren Starambitionen, während die junge Novizin Maria Leo (erfrischend: Kastner) nichts lieber als Primaballerina werden will, Maria Amnesia (Brauer-Kvam) ihre Mitschwestern mit ihrem Gedächtnisverlust in den Wahnsinn treibt und Schwester Maria Hubert (Niedetzky) als "Nummer 2" im Kloster der Mutter Oberin den Rang ablaufen will. Die Ordensmutter ist wiederum die Einzige, die in einem Anfall von Schwäche der Versuchung nachgibt und nach dem Schnüffeln an einem Poppers-Fläschchen sinngetrübt kurzfristig als Show-Act ausfällt. Eine am Bühnenboden herumkugelnde Marianne Mendt ist schon ein Anblick für sich.
Kritik Die fünf Darstellerinnen geben sich zwei Stunden lang redlich Mühe, fehlende Handlung und schwache Liedtexte wettzumachen. Die Harmonie in dem dynamischen Gespann macht das zutiefst peinliche Treiben und die oftmals makabren Gags erträglich, während jede der Fünf auch mal für sich allein glänzen darf. Neben der komödiantisch herausragenden Angelika Niedetzky, die mit Provinzcharme u.a. ein Medley aus berühmten Filmzitaten gibt, begeistert vor allem Ruth Brauer-Kvam mit einer Einlage samt Handpuppe Marietoinette. Der Zwie-Gesang zwischen der gehorsamen Nonne und ihrem dem Klosterleben überdrüssigen Puppen-Alter-Ego wurde zurecht mit tosendem Applaus bedacht. Es blieb ein kurzer Lichtblick an diesem langen Abend, der zumindest seinem Zielpublikum unterhaltsame Stunden schenkte.
Hier sehen Sie alle Fotos von der Premiere und der Afterparty:
Weitere Termine am 18., 21., 22., 27., 28. Mai sowie 1., 6., 7., 12., 13., 20., 24. bis 28. Juni. Karten: 01/42700300, http://www.josefstadt.org
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