Soft-Version in Frankreich

"Nackte Männer": Paris ist prüder als Wien

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In Wien schlug die Schau des Leopold Museums höhere Wellen als in Paris.

Selten war im Musee d'Orsay der Andrang von Medienvertretern größer als bei der Pressebesichtigung von "Nackte Männer. Der männlich Akt in der Kunst von 1800 bis heutzutage". Noch nie wurde in Frankreich dem Männerakt eine Ausstellung gewidmet. Die Pionierarbeit dazu hatte das Wiener Leopold Museum geleistet. Dort sorgte die vor wenigen Monaten zu Ende gegangene Werkschau für Kontroversen und für Menschenschlangen an den Museumskassen. Mit viel Spannung wurde deshalb die Werkschau im Musee d'Orsay erwartet. Doch Paris ist weitaus prüder.

Abgeänderte Schau in Stadt der Liebe

"Musee d'Orsay übernimmt Erfolgsausstellung des Leopold Museums" schrieben einige Zeitungen Anfang des Jahres. Doch was Paris bis zum 2. Jänner zeigt, ist keine Eins-zu-Eins-Übernahme. Ein Großteil der Werke stammen aus französischen Museen. Von den rund 200 Nackten waren nur wenige auch in Wien zu sehen. Im Grunde handelt es sich um eine neue Ausstellung. Die Werkschauen seien sehr verschieden, bestätigt Ulrich Pohlmann, Co-Kurator und Direktor der Fotografiesammlung des Stadtmuseums in München. Das Museum hat Paris mehr als 15 Fotografien geliehen, darunter die herrliche Schwarzweiß-Aufnahme eines nackten Männerpaars von Helmut Röttgen.

Körper schamhaft verhüllt oder provozierend nackt  
Der Parcours ist thematisch aufgebaut und beginnt mit dem "Klassischen Ideal", führt über "Nackte Helden" hin zum "Objekt der Begierde". Er stellt klassischen Werken Arbeiten aus dem 20. und 21. Jahrhundert gegenüber und reiht männliche Körper aneinander, die schamhaft verhüllt oder provozierend nackt sind. Dabei wird gezeigt, dass Nacktheit nicht zwingend mit Sex und Erotik gleichzusetzen ist. "Zwischen Aktdarstellung in der Kunst und Nacktheit im herkömmlichen Sinn muss unterschieden werden", erklärt Ko-Kuratorin Ophelie Ferlier, die für die Skulpturenabteilung im Orsay-Museum verantwortlich ist.

Nacktheit heikles Thema in Paris

"Noch heute tut sich die Öffentlichkeit schwer mit dem nackten Männerbild", sagte der Direktor des Orsay-Museums, Guy Cogeval. Die Direktion des Leopold Museums kann dem nur zustimmen. Das Ausstellungsplakat "Vive la France", auf dem drei nackte Fußballer abgebildet sind, hatte in Wien für Protest gesorgt, worauf das Museum den Intimbereich überkleben ließ.

Paris zeig Soft-Version
Das Musee d'Orsay wirbt deshalb für seine Ausstellung mit einer Soft-Version. Auf dem Plakat ist Gott Merkur als Rückenakt des französischen Künstlerpaars Pierre et Gilles zu sehen sowie der schöne Schäfer Paris von Jean-Baptiste Frederic Desmarais. Paris geht mit der männlichen Nacktheit generell reservierter und zurückhaltender um. Die einzige Anspielung auf einen erigierten Penis findet sich bei David LaChapelle in "Eminem: About to Blow" aus dem Jahr 1999. Ein Bild, auf dem ein nackter Blonder einen Dynamitstab in der Höhe seines Geschlechts in den Händen hält.

Wiener Exponate zeigen Nacktheit direkter
"Die Exponate im Leopold Museum zeigten die Nacktheit direkter", ergänzt Pohlmann. Das läge unter anderem auch daran, dass Wien und seine Künstler um die Jahrhundertwende sehr freizügig waren. In Paris hatte im letzten Jahr die Verabschiedung des Gesetzes zur gleichgeschlechtlichen Ehe heftige Proteste konservativer Vereinigungen ausgelöst. Womöglich ein weiterer Grund.



 

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