Jahrelang gastierte "Mr. Big" einmal wöchentlich in den Wohnzimmern zahlreicher Frauen: Der Topos des begehrenswerten, narzisstischen, aber unerreichbaren Mannes aus der TV-Serie "Sex and the City" stand nun auch Pate für eine begehbare Skulptur der Salzburger Künstlerin Ilse Haider, die seit heute, Donnerstag, als Vorbote für die Ausstellung "nackte männer" im Wiener Leopold Museum (Eröffnung am 18. Oktober) vor dem Treppenaufgang des Hauses im Museumsquartier steht. Haiders "MR. BIG" zeigt das mehrschichtige Foto eines nackten, liegenden Mannes, das die Besucher der Ausstellung empfangen soll.
Ilse Haider Die bereits im Jahr 2006 entstandene Skulptur versteht sich als Kritik an Männlichkeitsvorstellungen, wie die Künstlerin im Rahmen der Präsentation ausführte. Das Werk bringe "die Ambivalenz der kulturellen Konstruktion von Männlichkeit zum Ausdruck: das Überdimensionale, Begehrenswerte schlechthin und gleichzeitig Unnahbarkeit und Selbstbezogenheit". Die Aneignung der Figur durch Besucher stellt für Haider "ein lustvolles Untergraben dieser Idealisierung" dar. Den individuellen Standpunkt, den die Betrachter einnehmen müssen, um den "idealen" Blickwinkel auf die dreidimensionale Skulptur zu gewinnen, verdeutlicht für Tobias Natter, den museologischen Leiter des Leopold Museums, die Prämisse, dass "Schönheit im Auge des Betrachters liegt".
300 Exponate Peter Weinhäupl, der kaufmännische Direktor des Leopold Museums
, unterstrich das seit langem gehegte Anliegen, mit Werken "in den Raum des Museumsquartiers hineinzugehen", was jedoch nur mithilfe von Sponsoring verwirklicht werden könne. Die Ausstellung selbst, die von 19. Oktober bis 28. Jänner 2013 zu sehen sein wird, versammelt rund 300 Exponate von rund 100 Künstlerinnen und Künstlern aus Europa und den USA und spannt einen Bogen über 200 Jahre. In einem Prolog wird die lange Tradition des Themas beleuchtet.
Verwechslungsgefahr Die von Natter und Elisabeth Leopold kuratierte Schau hat keinen Zusammenhang mit der ab 26. Oktober im Lentos in Linz zu sehenden Ausstellung "Der nackte Mann". Leopold habe laut Natter zwar zu Beginn versucht, eine Kooperation im Bereich des Marketings zu erwirken, diese sei jedoch nicht zustande gekommen. Auch habe man keine Kenntnis über das dortige Konzept. Bei der Zusammenstellung der Ausstellung in Wien habe es jedoch keine Probleme gegeben.
"MR. BIG" wirft jedenfalls einen Schatten auf die Ausstellung voraus. Vor Vandalismus hat man im Leopold Museum keine Angst. Denn, so Natter: "Nacktheit bedeutet schließlich auch Verletzlichkeit."
Hinweis Ausstellung "nackte männer" im Leopold Museum. Eröffnung am 18. Oktober. "MR. BIG" von Ilse Haider ist rund um die Uhr im Museumsquartier, vor dem Treppenaufgang des Leopold Museums, zu sehen.
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