Die Decke zerknüllt am Bett, an der Wand ein Pferdeposter, darüber provisorisch eingemauerte Ventilatoren. Und in der Ecke eine Toilette mit Enten-Deckel. In diesem Verlies, knapp fünf Quadratmeter groß, lebte Natascha Kampusch achteinhalb Jahre lang.
Horrorhaus
Für
die Doku Natascha Kampusch – 3096 Tage Gefangenschaft (Montag,
ARD, 20.15 Uhr & ATV, 21.50 Uhr) kehrte sie mit Filmemacher Peter Reichard
zurück in ihr Gefängnis in Strasshof, erlaubte erstmals Aufnahmen in
Wolfgang Priklopils Haus: im Verlies, im Wohnzimmer, in der Küche, im
Garten. Dreieinhalb Jahre hat der Ex-Polizist an dem 45-Minüter gearbeitet,
Natascha sieben Tage lang interviewt. „Sie ist ein hochintelligenter,
höflicher und sehr liebenswerter Mensch mit großem künstlerischen
Potenzial“, so Reichard in TV-AUSTRIA.
„Brutal geschlagen“
Kampusch enthüllt im Film –einem
Mix aus Interviews, Bildern aus dem Haus, Polizeivideos und (wenigen)
Spielszenen – neue, erschreckende Details aus ihrer Gefangenschaft. „Wenn
ich versucht habe, nach der Polizei zu rufen, hat er mich brutal gepackt,
gewürgt und geschlagen“, erzählt sie mit zittriger Stimme. Und: „Ich war wie
ein ägyptischer Pharao lebendig konserviert.“ Reichart kann das
ganze Martyrium nur erahnen: „Wer in diesem Verlies war, weiß, sie ist durch
die Hölle gegangen.“
"Habe einen Stempel auf meiner Stirn"
Dreieinhalb Jahre
nach ihrer Flucht fühlt
sich Kampusch „geächtet“: „Ich habe einen Stempel auf
meiner Stirn, wo daraufsteht: Gewaltopfer.“ Ihre TV-Karriere ist fürs Erste
beigelegt, der Schulabschluss geht vor. Die neue Doku wird im ORF übrigens
nicht zu sehen sein. „Kein Interesse“ heißt es offiziell. Der
Produktionssender NDR indes bestätigt Verhandlungen. Letztendlich gingen die
Österreich-Rechte aber an ATV.