Mosers Nichte im ÖSTERREICH-Interview: "Ich könnte den Autor klagen".
Vor kurzem hat der oberösterreichische Dramatiker Franzobel im ÖSTERREICH-Interview die Hauptthese seines Stücks über Hans Moser formuliert: Als dieser dem gar nicht "lieben Gott" Adolf Hitler im Theaterhimmel sein Leben referiert, komme sein "Wendehals-Charakter heraus", so Franzobel. Moser-Biograf Georg Markus konterte postwendend, der geniale Volksschauspieler und Grantler sei alles andere als ein Nazi gewesen. Da hätte es andere gegeben! Ein ganze Zeitungsseite von Michael Jeannée ("Lieber Hans Moser im Himmel …") tat das ihrige.
"Mittlerweile gibt es tausende Postings, und ich kann gar nicht so viel deeskalieren, wie hier skandalisiert wird", kommentierte Franzobel auf der Zugfahrt von Wien nach Innsbruck diese Dynamik. Am 25.2. werde er bei der Moser-Premiere im Theater in der Josefstadt klarerweise wieder vor Ort sein: Dass die Premiere womöglich "ein Skandal" wird, wollte er nicht mehr ausschließen.
Moser-Brief
Einer der Knackpunkte in der Moser-Franzobel-Debatte
ist der berühmt-berüchtigte Brief des "Dienstmanns der Nation" an Adolf
Hitler, in dem Moser "seinen Führer" darum bat, seine jüdische Frau vor den
damals üblichen Schikanen (etwa dem "J" im Pass, das die Emigration
erschwerte) zu bewahren. Tatsächlich schaffte er es auch, dass Blanca Moser
überlebte.
Erwin Steinhauer, der Hans Moser im Franzobel-Stück verkörpert, hält diesen Brief an Hitler für weniger verwerflich als die Handlungsweise Heinz Rühmanns, der sich von seiner jüdische Ehefrau glatt scheiden ließ.
"Wie die Wessely hat er
die Mörder unterhalten"
Franzobel
hält dagegen, dass sich Moser mit den Nazis arrangiert hätte: "Er war nach
Hans Albers der zweitmeist spielende und zweitmeist verdienende
Filmschauspieler." Und Theateraktionist Hubsi Kramar, der als "Führer-Gott"
in der Josefstadt auftritt, pflichtet dem bei: "Wie die Paula Wessely hat
der Moser die Mörder gut unterhalten."
Unglücklich
Für Steinhauer, auf dessen differenziertes Spiel
man sich heute sozusagen blind freuen kann, ist nur eines klar: "Moser war
zeitlebens ein zutiefst unglücklicher Mensch."
ÖSTERREICH: Was halten Sie von dem Stück über Ihren Onkel?
ÖSTERREICH: Einer der Vorwürfe ist: Er hat sich zu sehr mit dem
Regime arrangiert.te die Möglichkeit, sich zu arrangieren und sie zu
schützen.
ÖSTERREICH: Er war immerhin einer der meistbeschäftigten und
bestverdienenden Schauspieler im Dritten Reich.
ÖSTERREICH: Seine Tochter ist nach Argentinien ausgewandert. Gab
es diese Pläne auch bei ihm?
ÖSTERREICH: Werden Sie sich das Stück von Franzobel dennoch
ansehen? |