Die Gala findet am 8. November erstmals im Burgtheater statt.
Erstmals in seiner elfjährigen Geschichte wird der Wiener Nestroy-Preis für herausragende Theaterleistungen in diesem Jahr im Burgtheater verliehen. Die Auszeichnung für das Lebenswerk erhalten Ulrike Kaufmann und Erwin Piplits, die sich "kontinuierlich weiterentwickelt und immer neue Wege bestritten haben", wie Jury-Vorsitzende Karin Kathrein betonte. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) bezeichnete den Nestroy bei der Präsentation der Nominierungen am Donnerstag, 23.9. als "den großen deutschsprachigen Theaterpreis". Kathrin Röggla wird am 8. November den Autorenpreis für "worst case" entgegennehmen dürfen.
Lebenswerk
Kaufmann und Piplits bedankten sich schon im Rahmen der Pressekonferenz für die Ehrung: "Es gibt nicht viele Worte für diese Lobeshymnen", erklärte Piplits, der kurz die Karriere der Beiden bis zur aktuellen Station mit ihrem Odeon-Theater Revue passieren ließ, und schloss mit der Bemerkung: "Ich glaube, wir haben schon einiges aufgestellt, auch für Zeit nach uns." Ebenfalls als Preisträger steht das Theater.Punkt fest, das für die Bernhard-Adaption "Frost" die Auszeichnung für die beste Off-Produktion erhalten wird. Die Inszenierung von Sabine Mitterecker wird im Wiener MUMOK am 29. und 30. Oktober sowie am 1., 2., 3. und 5. November (jeweils 20 Uhr) wieder zu sehen sein.
Die Nominierten
Verliehen wird der Nestroy nach Entscheid der Nestroy-Akademie aus dem Vorschlag einer siebenköpfigen Jury in insgesamt elf Kategorien. Um die Trophäe für die beste Schauspielerin wetteifern Kirsten Dene, Christiane von Poelnitz und Martina Stilp. Ihre männlichen Kollegen in der entsprechenden Kategorie sind Klaus Maria Brandauer, Ignaz Kirchner und Martin Wuttke. Für die beste Regie sind Lukas Bangerter (für "worst case" im Schauspielhaus), Alvis Hermanis ("Eine Familie" im Akademietheater) und Roland Schimmelpfennig ("Der goldene Drache", ebenfalls Akademietheater) nominiert. Die Gala wird live-zeitversetzt in ORF 2 und live im ORF-Kultur- und Infosender TW1 übertragen.
Abstimmung
Seit vergangenem Jahr gibt es zusätzlich einen Publikumspreis, für den von der Jury 28 Schauspieler ausgewählt worden sind. Abgestimmt werden kann bis Anfang November online unter www.nestroypreis.at oder traditionell per Postkarte. Nominiert sind in diesem Jahr Publikumslieblinge von Maria Bill, Helmuth Lohner, Otto Schenk über Karl Markovics, Tobias Morett
i und Nicholas Ofczarek bis zur Preisträgerin des vergangenen Jahres, Birgit Minichmayr.
Erstmals im Burgtheater
Bezüglich des Verleihungsortes erklärte Mailath-Pokorny, dass man sich entschlossen habe, "gleich die Gala im Burgtheater zu veranstalten, anstatt die Preise immer dorthin tragen zu müssen", womit er auf die unzähligen Ehrungen für das Haus am Ring verwies. Der Nestroy sei ein "gutes Stück Wiener Theatergeschichte" und "vor allem authentischer als andere Auszeichnungen". Aufgrund der sehr breiten und interdisziplinären Theaterszene in Wien könne man beinahe von einer "Theaterrenaissance" sprechen, so der Stadtrat. Die Empfänger des Preises für das Lebenswerk bezeichnete er als "stilprägend": "Sie haben immer wieder das Publikum begeistert und Orte verzaubert."
Simonischek moderiert
Als Moderator für die diesjährige Gala konnte man Peter Simonischek
gewinnen. Der Schauspieler war zwar selbst nicht anwesend, dafür durfte Bank-Austria-Chef Willi Cernko ein Foto von Simonischek "enthüllen". Die Bank-Austria und das Glücksspielunternehmen Novomatic unterstützen die Veranstaltung als Sponsoren. Auch die neue Jury wurde präsentiert: die Journalisten Eva Maria Klinger, Gert Korentschnig ("Kurier"), Karlheinz Roschitz ("Krone"), Peter Schneeberger ("ORF-TV"), Lothar Schreiner ("Bühne"), Andrea Schurian ("Der Standard") sowie Susanne Zobl ("News") werden mit der Vorsitzenden Kathrein über künftige Preisträger beraten.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wer nominiert ist
Bereits fixiert:
Lebenswerk: Ulrike Kaufmann und Erwin Piplits, Serapionstheater
Bestes Stück: "worst case" von Kathrin Röggla, Schauspielhaus Wien
Beste Off-Produktion: Theater.Punkt für "Frost" von Thomas Bernhard, inszeniert von Sabine Mitterecker, MUMOK
Nominierungen:
Beste Schauspielerin:
- Kirsten Dene als Violet Weston in "Eine Familie" von Tracy Letts
(Akademietheater)
- Christiane von Poelnitz mit verschiedenen Rollen in "Der goldene
Drache" von Ronald Schimmelpfennig (Akademietheater)
- Martina Stilp mit "Peepshow" von Marie Brassard (Schauspielhaus
Graz)
Bester Schauspieler:
- Klaus Maria Brandauer als Ödipus in "Ödipus auf Kolonos" von
Sophokles (Salzburger Festspiele)
- Ignaz Kirchner als Fürst Bolkonskij in "Krieg und Frieden" von
Leo Tolstoi (Kasion/Burgtheater)
- Martin Wuttke als Christian in "Das Begräbnis" von Thomas
Vinterberg (Burgtheater) und mit "Peking Opel" von Rene Pollesch
(Akademietheater)
Beste Regie:
- Lukas Bangerter mit "worst case" von Kathrin Röggla
(Schauspielhaus Wien)
- Alvis Hermanis mit "Eine Familie" von Tracy Letts
(Akademietheater)
- Roland Schimmelpfennig mit "Der goldene Drache" von Roland
Schimmelpfennig (Akademietheater)
Beste Ausstattung:
- Hans Kudlich für "Liliom" von Franz Molnar (Volkstheater)
- Monika Pormale für "Eine Familie" von Tracy Letts
(Akademietheater)
- Johannes Schütz für "Das Begräbnis" von Thomas Vinterberg
(Burgtheater)
Beste Nebenrolle:
- Johann Adam Oest mit verschiedenen Rollen in "Der goldene
Drache" von Roland Schimmelpfennig (Akademietheater)
- Elfriede Schüsseleder als Traudl Fasching in "Jedem das Seine"
von Silke Hassler und Peter Turrini (Theater in der Josefstadt)
- Libgart Schwarz als Greisin und als Diener in "Helena" von Peter
Handke (Burgtheater)
Bester Nachwuchs:
- Sarah Viktoria Frick mit verschiedenen Rollen in "Adam Geist" von
Dea Loher (Akademietheater)
- Claudius von Stolzmann als Dr. Jura in "Das Konzert" von Hermann
Bahr (Festspiele Reichenau)
- Raimund Orfeo Voigt für die Bühne von "Verbrennungen" von Wajdi
Mouawad (Schauspielhaus Graz)
Spezialpreis:
- Gruppe Einmaliges Gastspiel für "Psychiatrie!", eine Produktion
von Hagnot Elischka (Palais Kabelwerk)
- Matthias Hartmann für die "öffentlichen Proben" von "Krieg und
Frieden" von Leo Tolstoi (Burgtheater)
- Cornelius Obonya für "Cordoba" von Florian Scheuba und Rupert
Henning (Rabenhof Theater)
Beste deutschsprachige Aufführung:
- "Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen" von Ettore
Scola und Ruggero Maccari, Regie: Karin Beier (Schauspiel Köln)
- "Diebe" von Dea Loher, Regie: Andreas Kriegenburg (Deutsches
Theater Berlin)
- "Volpone" von Ben Jonson, Regie: Werner Düggelin
(Schauspielhaus Zürich)