Mit einem Wiener Rollendebüt – als Mimi in „La Bohème“ – startete Anna Netrebko am Sonntag ihren zweimonatigen Staatsopern-Marathon.
Wenn Anna Netrebko die Bühne betritt, erweckt sie sogleich Mitgefühl für jede Figur, die sie darzustellen hat. Auch für die Mimi in Puccinis Bohème. Von den ersten Tönen an begreift man, dass diese Frau Liebe sucht und zu geben imstande wäre; dass sie mit ihrem Partner glücklich zu sein wünscht und dieses Glück auch herbeizuführen versteht.
Etwas fülliger
Piotr Beczala in der Rolle des Rudolf ist der
Netrebko ein ausgezeichneter Partner, hat beim Publikum mindestens so großen
Erfolg wie sie und wird mit allen Höhenschwierigkeiten im ersten Akt mühelos
fertig. Dass die Netrebko nicht nur stimmlich, sondern auch körperlich etwas
fülliger geworden ist, wird sie vermutlich nicht daran hindern, nach der
Pause zumindest mit vokalen Mitteln die Schwindsucht der Mimi glaubhaft zu
machen.
Die größte Überraschung des Abends: In einer Vorstellung, die seit vier Wochen total ausverkauft ist, bleiben 30 Parkettplätze leer. Eine Bohème-Reprise findet kommenden Donnerstag statt, der Erlös kommt der karitativen Organisation Wiener Tafel zugute (Karten in teuren Kategorien kosten daher das Doppelte).
Noch im April wird Netrebko als Elvira in Bellinis I Puritani (Premiere: 19. 4.) zu erleben sein, und ab 18. Mai singt sie wieder die Manon. Noch davor (ab 3. 5.) wird ein Star-Gipfeltreffen an der Wiener Staatsoper für Aufsehen sorgen: Netrebko „meets“ Elina Garanca in Carmen. Mariss Jansons dirigiert