Saison 2024/25

Neue »Zauberflöte«, Netrebko und Niavarani als Opern-Hits

26.04.2024

Am Sonntag präsentiert Bogdan Roščić bei einer ORF III Matinee sein Programm für die Staatsoper-Saison 2024/25, bei der er auch Anna Netrebko und Michael Niavarani in ganz neuen Rollen an den Ring holt.  

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© Olga Rubio-Dalmau
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Sechs Premieren, auch von einer „neuen“ „Zauberflöte“, sieben Wiederaufnahmen, eine neue Spielstätte im Französischen Saal des Künstlerhauses, und Michael Niavarani sowie Anna Netrebko in gar ungewohnten Rollen. Das sind die vielen Hits der Saison 2024/25 an der Wiener Staatsoper, die Direktor Bogdan Roščić am Sonntag gemeinsam mit Netrebko, Philippe Jordan oder Ballettdirektor Martin Schläpfer bei einer TV-Matinee (11.30 Uhr, ORF III) präsentieren will.


Am 26. September startet der Verdi-Klassiker Don Carlo in der Inszenierung von Kirill Serebrennikov und mit dem Debut von Asmik Grigorian als als Elisabetta den Premiere-Reigen, der u.a. Fin de Partie (16. Oktober), Norma (22. Februar) und ab 27. Jänner auch eine ganz neue Zauberflötein der Neuinszenierung von Barbora Horáková an Ring bringen wird.

 

Zwei Publikums-Magneten liefern die absoluten Highlights: Anna Netrebko gibt am 21. Juni in Pique Dame ihr Rollendebüt als Lisa. Dazu läutet Star-Kabarettist Michael Niavarani am 31. Dezember als Frosch in der Fledermaus das Strauss-Jubiläumsjahr 2025 ein.


Schon vorher kommt eine ganz neue Spielstätte im Französischen Saal des Künstlerhauses, die derzeit noch von Mäzen Hans Peter Haselsteiner adaptiert wird.  Hier sei das geplante Programm unter anderem mit vier Uraufführungen derart umfangreich ausgefallen, dass man dieses gesondert am 18. Juni präsentieren werde. "Wir werden am 7. Dezember eröffnen", zeigte sich Roščić zuversichtlich, wobei der Name für die Dependance noch geheim bleibt. Vorerst beschränkt man sich deshalb auf die Enthüllung der Pläne für die Staatsoper selbst.

Dabei sind in den Augen des Direktors die Premieren im Falle eines Repertoirehauses vielleicht gar nicht das entscheidendste Kriterium. "Die Premieren sind natürlich die größten Projekte, die man sich vornehmen kann", so Roščić. Aber in Wahrheit gestalte in einem Repertoirehaus jeder Besucher seine eigene Spielzeit.

 

Dennoch liegt selbstredend ein Fokus auf den Neuinszenierungen. Und hier verschiebe sich für ihn das Pendel nach der Erneuerung des Kernrepertoires langsam in Richtung der Beseitigung von Spielplanlücken, betonte Roščić. Hierzu gehören nicht zuletzt einige Verdi-Arbeiten, vor allem aus dem Frühwerk: "Da habe ich bis 2030 viel vor."

Zum nahenden Premierenreigen zählt Tschaikowskys kurze "Iolanta" mit Sonya Yoncheva, die erstmals in einer Staatsopernpremiere zu hören sein wird. "Ich finde nicht, dass 'Iolanta' eine Sättigungsbeilage ist", vertrat Roščić seine Entscheidung, den Abend mit keinem weiteren Einakter zu koppeln. Wie Horáková ist Evgeny Titov ein Debütant am Ring, wenn er für den 24. März 2025 die Inszenierung gestaltet.

Shootingstar Lydia Steier, zuletzt für ihre Bernstein-Inszenierung "Candide" im MusikTheater an der Wien umjubelt, komplettiert das Hausdebütantentrio am 22. Mai mit einem neuen "Tannhäuser". Hier übernimmt Günther Groissböck den Part des Landgrafen Hermann, während der Bayreuther Siegfried aus 2022, Clay Hilley, die Titelpartie übernimmt.

Die übrigen Vorhaben wurden Regiekräften anvertraut, die je einmal bereits am Haus Erfahrung gesammelt haben. So wird der russische Exiltheatermacher Kirill Serebrennikov nach seiner viel diskutierten "Parsifal"-Interpretation den Premierenauftakt am 26. September mit Verdis "Don Carlo" gestalten, wofür ihm Publikumsliebling Asmik Grigorian in ihrem Rollendebüt als Elisabetta zur Verfügung steht.

Ebenfalls zum zweiten Mal (nach seiner Deutung von Rossinis "Il barbiere di Siviglia") inszeniert Bühnenfreigeist Herbert Fritsch an der Staatsoper und nimmt sich György Kurtágs Beckett-Adaption "Fin de Partie" für den 16. Oktober vor. Die große britische Altistin Hilary Summers wird darin ihr Debüt im Haus am Ring feiern.

Und schließlich hat auch Cyril Teste nach seiner 2023 umjubelten "Salome" den zweiten Einsatz im Regiesessel und gestaltet am 22. Februar Bellinis "Norma", die seit 1980 nicht mehr szenisch am Haus zu sehen war und in der neuen Saison ebenfalls im MusikTheater an der Wien zur Premiere gebracht wird. "Wenn so etwas einmal vorkommt in vielen Jahren, dann wird das die Opernstadt Wien aushalten", zeigte sich Roščić unbeeindruckt. In der Titelpartie ist Federica Lombardi verpflichtet, der sich Juan Diego Flórez und Ildebrando D'Arcangelo beigesellen.

Hinzu kommen zahlreiche Wiederaufnahmen worunter sich etwa auch eine "Pique Dame" (ab 21. Juni) findet, in der Anna Netrebko ihr Rollendebüt als Lisa gibt. Und Michael Niavarani wird am 31. Dezember in der traditionellen "Fledermaus" als Frosch gleichsam das Strauss-Jubiläumsjahr 2025 einläuten.

© Getty Images

Freudig zeigte sich die kaufmännische Direktorin Petra Bohuslav über die nackten Zahlen des Hauses: "Die Wiener Staatsoper ist auf Rekordkurs." So habe man in der laufenden Spielzeit seit September eine Sitzplatzauslastung von 99,94 Prozent zu vermelden und im Dezember mit einer durchgängigen Auslastung von 100 Prozent gar einen Allzeitbestwert erreicht. "Das hat es in der Geschichte der Wiener Staatsoper noch nie gegeben", so Bohuslav. So strebe man in der laufenden Saison erstmals Einnahmen aus dem Kartenverkauf von über 40 Mio. Euro an, ohne dass es Preiserhöhungen in der kommenden Saison geben werde.

Der Aboverkauf bleibe mit 7.180 stabil, aber noch unter dem Vor-Corona-Niveau, der um die 9.000 gelegen habe. "Vielleicht hat man bei beinahe 100 Prozent Auslastung aber auch nicht den unmittelbaren Anreiz, die Zahl der ermäßigten Karten zu steigern", machte Roščić deutlich, dass ein Plus der verkauften Abos nicht per se ein Ziel sei: "Ist der Zeitgeist der Idee des Abos gnädig? Diese Frage ist nicht abschließend zu beantworten."

Aktiv bleibt man indes im Sektor der Energiereduktion und Nachhaltigkeit. So soll noch heuer nach Akkordierung mit dem Denkmalamt eine Photovoltaikanlage am Dach installiert werden. Und an die Fernkälte ist man mittlerweile bereits angeschlossen.

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