"Salzburger Festspiele"
Neuer Jedermann fühlt sich wohl
22.07.2013Erleichterung bei Schauspielern nach der "Jedermann"-Premiere.
Den Schauspielern des "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen war nach der Premiere am Samstag gegen Mitternacht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. "Ich habe mich heute ganz gut gefühlt und bin mit dem relativ zufrieden, was wir da gemacht haben", gab sich "Jedermann"-Darsteller Cornelius Obonya bei der Premierenfeier im Stieglkeller bescheiden. "Ich bin etwas erschöpft, aber es war fein.
Buhlschaft kann wieder entspannt lachen
Auch "Buhlschaft" Brigitte Hobmeier betrat den Stieglkeller mit einem strahlenden Lächeln, sie schien glücklich über den Erfolg. "Wir waren alle sehr aufregt, jetzt bin ich sehr froh", versprühte sie Feierlaune. Mit dem Fahrrad, mit dem sie galant auf die Bühne geradelt war, sei sie gut zurechtgekommen. "Es hat keinen Gang und nur eine Rücktrittsbremse." Dass sie in insgesamt drei Kostüme schlüpfen musste, habe der Garderobiere viel Arbeit bereit. "Sie hat gesagt, so viel Stress mit der Buhlschaft hatte sie noch nie", erzählte Hobmeier. Den Bierfassanstich haben Obonya und Hobmeier, beide in weißen Schürzen, mit Bravour bewältigt. Sie hielten gemeinsam den Bierhahn mit jeweils einer Hand fest, Obonya übernahm die Rolle des Anschlagens und beim dritten Mal sprudelte das Bier heraus. Danach wurde für die "Jedermann"-Crew Bodenständiges aufgetischt: "Es gibt Brettljause, Schweinsbraten, Gulasch, Gemüsestrudel, hausgemachte Mozartkugelknödel und Kaiserschmarren", verriet Betriebsleiter Stefan Schweinester.
Erleichterung deutlich zu spüren
Viele Schauspieler waren gerührt über die Standing Ovations: "Da fällt ganz viel ab, ich bin erleichtert", schilderte "Tod" Peter Lohmeyer. "Wenn Menschen aufstehen, ist das für die Schauspieler eine große Geste. Ich glaube, wir haben den Laden gerockt." Seine Frau, Starköchin Sarah Wiener, hat ihm vor der Premiere noch einen Salat mit Huhn zubereitet - "alles Bio, alles nachhaltig am Markt gekauft". Wiener war stolz auf ihren Mann: "Er ist der beste Tod, den es gibt." Für Jürgen Tarrach hat die Verkörperung des "Mammons" "Spaß gemacht", wie er sagte. Die Figur charakterisierte er mit Humor: "Der scheißt ja das Geld, aber es stinkt trotzdem nicht."
Wenn Stein vom Herzen fällt
Die Erleichterung war auch Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf anzumerken: Noch während der Premiere hatte ihn die Nervosität fest im Griff. "Ich bin hinter der Bühne hin- und her gezischt. Aber ich glaube, es ist gut gelaufen." Die Neuinszenierung der Regisseure Julian Crouch und Brian Mertes habe sich von der Salzburger Tradition etwas freigemacht, das Stück sei in ein Mysterienspiel zurückgebracht worden, wie es früher auf den Marktplätzen aufgeführt wurde. "Das sorgte auch für vergnügliche Momente." Der "Jedermann" "ist weniger konfessionell gebunden, er ist universeller geworden, das freut mich sehr".
Publikum zu Tränen gerührt
Einige Zuseher verließen die Tribüne nach dem Schlussapplaus mit Tränen in den Augen. "Das hat mich wirklich berührt, und ich bin nicht sonderlich katholisch", wischte sich Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) seine Augen trocken. "Das ist so ein gelungener Neuanfang, es war eine Neuinterpretation, die auch wirklich Gefühle gezeigt hat. Schauspielerisch war es ein Wahnsinn." Festspielintendant Alexander Pereira geriet ins Schwärmen: "Es war eine Zartheit, so eine Poesie, das ist Theater im besten Sinne." Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) beeindruckten "die vielen neuen Bilder, die man nicht erwartet hat beim Jedermann". Crouch und Mertes sei eine "ganz große Produktion" gelungen. "Es war sehr innerlich. Ich bin überzeugt, das ist ein Riesenerfolg."
Zeit für etwas Neues
Für Medienmanager Hans Mahr war es einmal Zeit, "etwas Neues, Modernes zu machen". "Das ist gelungen, ohne dass man verletzt hat. Ich habe das Gefühl, dass es ein sehr attraktives Stück ist. Einen besseren Start kann es für die Festspiele nicht geben." Dem pflichtete auch Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler bei. "Ich habe noch nie Standing Ovations bei einem Jedermann erlebt. Es haben so viele geweint. Wenn bei uns ein 'Jedermann' daneben geht, ist es ja eine Katastrophe." Die Neuinszenierung bezeichnete sie als "Glücksfall, der uns viel Kraft für den Sommer gibt".