1. Bilanz
Nova-Rock-Chef Tatar: „Es ist das nahezu perfekte Festival!“
15.06.2024
200.000 Fans feiern am Nova Rock in Nickelsdorf ab. Auf oe24 zieht Festival-Boss Ewald Tatar seine erste Bilanz und verrät die Backstage-Geheimnisse. Auch von Keanu Reeves.
Ihre Bilanz vom Nova Rock 2024?
Tatar: Ich finde wirklich wenige Fehler. Zum Teil ist uns deshalb auch schon fad geworden. Positiver geht es eigentlich nicht. Natürlich gibt es auf einer Wiese und vor allem mit so vielen Leuten immer ein paar Kleinigkeiten, die nicht passen. Aber im Großen und Ganzen sage ich: Hut ab! Auch die Leute sind allesamt begeistert, was natürlich auch am guten Wetter liegt. Ich traue mich fast zu sagen: Es war nahezu perfekt!
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Für Sie war das ja eine völlig neue Erfahrung, dass sie sich auf das Festival und nicht auf das Wetter-Radar konzentrieren konnten.
Tatar: Völlig neu würde ich nicht sagen, es ist nur die Frage, ob mit dem Alter die Erinnerung schwindet. Es hat ja schon trockene Nova-Rock-Festivals gegeben. Aber in den letzten zwei Jahren eben nicht.
Auch der Stau war kein Thema.
Tatar: Wir hatten wirklich an keinem Tag einen Meter Stau. Auch am Samstag, als viele Tagesbesucher kamen, war alles gut.
Ihr musikalisches Highlight?
Tatar: Green Day lieferten eine wirklich fette Show. Avenged Sevenfold haben mich überrascht, weil die eine wirklich starke Show hatten und auch alle sechs Video Screens ausgenützt haben.
Wie arbeiten Sie eigentlich am Nova Rock? Haben Sie ein Büro? Oder gibt’s da täglich tausende Schritte?
Tatar: Ich schaue gar nicht mehr auf meine App (lacht). Ich weiß nur, dass mir am Abend immer die Füße weh tun. Wenig Schlaf. Das ist klar. 3 - 4 Stunden. Auch durch das Adrenalin. Ansonst habe ich einen sehr spartanischen weißen Container, wo ich einen Schreibtisch drinnen habe, ein paar Sessel und Getränke. Also kein Luxus-Appartement und keine Ledercouches.
Das sparen Sie alles für die Bands auf. Was sind die irrsten Backstage-Wünsche?
Tatar: Schwarze Handtücher. Es war heuer sehr entspannt. Es waren keine extremen Wünsche dabei. Selbst bei Keanu Reeves nicht. Das ist auch nicht selbstverständlich. Er ist ein Mensch, der den Rock 'n' Roll inhaliert und davon zehrt, aber dann wahrscheinlich heimkommt und sich denkt, „Gott sei Dank ist die Scheiße wieder vorbei“. Oder auch nicht. Er hat sich ja backstage mit vielen anderen Musikern unterhalten. Green Day auch. Die haben sich unter die Musiker gemischt. Es war sehr familiär.
Wie schwer ist es fürs Nova Rock, die richtigen Bands zu bekommen?
Tatar: Wir haben uns natürlich international einen Namen gemacht und wir haben auch bei den Bands einen guten Ruf. Es taugt ihnen da und viele freuen sich, wenn sie immer wieder herkommen. Fakt ist aber auch, dass es eine extrem starke internationale Konkurrenz gibt. Allein dieses Wochenende sechs, siebe große Festivals. Allen voran Download in England. Eines der größten Festivals in Europa. Dazu Festivals in der Schweiz. In Prag. In Polen. Es wird nicht einfacher, aber trotz allem traue ich mich schon sagen, dass das Nova Rock von der Priorität gleich nach dem Download gereiht wird. Manchmal scheitert es am Routing. Darum halte ich mir in Zukunft auch die Tage frei. Die Priorität ist schon Donnerstag bis Samstag. Würde es sich aber so ergeben müssen, dass ein Act nur am Sonntag kann, dann machen wir halt ein Jahr Freitag bis Sonntag. Aber bei den drei Tagen wird es bleiben.
Also nicht, so wie heuer, noch einen Zusatztag?
Tatar: Nein. Der Plan ist definitiv, auf 3 Tage zu geben. Das ist auch eine Budgetfrage der Leute. Dazu ist für manche, wie sie mir sagen, „vier Tage einfach zu zäh“. Auch die Booking-Lage ist nicht so einfach: Wenn ich da lauter Bands hinstelle, die keiner kennt, dann kommt auch niemand.
Bei Slipknot schon. Die haben Sie ja bereits für 2025 als ersten Headliner angekündigt. Warum so früh?
Tatar: Nachdem Slipknot bereits Rock am Ring und Rock im Park angekündigt hatten, kam meine Anfrage, ob wir das auch schon dürfen. Vor allem nachdem Corey Taylor ja heuer kurzfristig absagen musste. Natürlich hätte ich ihn gerne da gehabt, denn er hätte die Red Stage perfekt abgerundet. Das wäre der perfekte Gusto-Macher für nächstes Jahr gewesen. Es hat sich dann aufgedrängt zu sagen: Heute war er leider nicht da. Er ist krank. Aber dafür kommt er nächstes Jahr mit seinem Aushängeschild Slipknot. Dazu auch Wanda, Electric Callboy und Lorna Shore. Das ist schon mal ein guter erster Dominostein.
Wie schwer war es da, so schnell Ersatz zu bekommen?
Tatar: Wir haben schon in der Nacht davor nach Alternativen gesucht. Die „Zombies“ passten ja auch sehr gut ins Line-up. Die Buben haben sich gefreut und ein weiterer österreichischer Act konnte auf einer großen Bühne spielen.
Die waren mittags noch in der Arbeit und haben dann abends gleich Keanu Reeves getroffen…
Tatar: Ein Wahnsinn. So schnell geht es dann. Einen International Act bringt man ja in dieser kurzen Zeit nicht mehr her. Selbst Deutsche nicht. Das ist zu schwierig.
Mit Keanu Reeves gab’s auch Hollywood-Alarm! Wie war er backstage?
Tatar: Er war fast - das soll jetzt nicht negativ klingen, sondern extrem positiv - schon zu normal! So einen normalen Menschen und so einen respektvollen und zurückhaltenden habe ich selten erlebt. Der war ja schon am Vormittag da und stand plötzlich neben uns. Er kam im selben Tour-Bus wie seine Musiker. Keine Allüren. Dabei ist das ein absoluter Topstar. Er ist echt am Boden geblieben, unheimlich nett und zuvorkommend. Er hatte auch Riesenspaß und hat sich am nächsten Tag sogar noch per Mail bedankt. Das kommt auch nicht alle Tage vor. Das war schon wirklich schön.
Gibt’s noch genug Rock Acts, um das Nova auch noch die nächsten 10 Jahre zu bespielen?
Tatar: Rock Acts gibt’s definitiv genug. Man braucht aber schon auch Speerspitzen-Acts. Das ist schon klar. Und in dieser Liga wird die Luft schon dünner. Zum Glück ist da aus Österreich immer wieder was dabei. So wie Wanda nächstes Jahr. AUT of ORDA haben heuer abgeliefert.
Ewald Tatar mit oe24-Reporter Thomas Zeidler-Künz
Der Vorverkauf für nächstes Jahr startet bereits am Montag.
Tatar: Wenn die Stimmung so bleibt und die Leute so glücklich heimfahren, werden die 5.000 Early-Bird-Tickets relativ schnell weg sein. Aber man kann nur eine gewisse Anzahl an Early-Bird-Tickets auflegen, denn letztendlich ist ein Festival ja doch auch ein großes Rechenbeispiel.
Bleibt nach dem Nova für Sie eigentlich etwas Zeit zum Durchatmen?
Tatar: Wenig, denn der Sommer ist sehr sehr dicht. Es stehen die Festivals in Eisenstadt praktisch vor der Tür. Diverse Shows. Taylor Swift. Ed Sheeran in Zagreb, Budapest und in Bukarest. Frequency. Die Metastadt. Burg Clam. Moosburg. Ich bin definitiv noch nicht im Rückzugsmodus.
Apropos Taylor Swift. Macht sie mehr Arbeit als das Nova Rock?
Tatar: Für mich nicht. Aber für viele andere schon. Das ist schon eine Dimension, die knackig ist. Aber es gibt aktuell weltweit keinen größeren Star. Sie nach Wien zu holen, ist schon ein Ritterschlag.