Die neue Doku-Soap soll Teenagern mit Kinderwunsch zeigen, wie es läuft. Vier Teenie-Paare simulieren eine Schwangerschaft, üben an einer Babypuppe und bekommen schließlich echte Kinder zum „Üben“.
Die Deutschen sind nicht die Ersten, die sich aufregen. Auch in England und
Holland gab es massive Proteste. Die Rede ist von der neuen Doku-Soap Erwachsen
auf Probe, in der Kinder Babys zum „Üben“ ausleihen. Trotz heftiger
Kritik startet RTL am Mittwoch um 20.15 Uhr das neue Format.
Die Show
Das
Konzept der Show erhitzt die Gemüter: Vier Teenagerpärchen simulieren eine
Schwangerschaft, üben an einer Puppe das nächtliche Aufstehen und bekommen
schließlich für vier Tage ein 7 bis 10 Monate altes Baby überlassen. Die
Teenies sollen lernen, wie es ist, Eltern zu sein. Moderatorin Katja Kessler
fasst die Einstellung der Kids so zusammen: „In der Theorie ist den Teenies
klar: Ein Baby, das braucht oben ’nen Brei und unten ’ne Windel und das kann
man knuddeln. Viel differenzierter denken die oft nicht.“ Die vierfache
Mutter und Autorin eines Elternratgebers (Das Mami-Buch) soll den
Jugendlichen den richtigen Weg zeigen.
Skandal
Dass Eltern
ihre Babys in die Obhut fremder, sozial schwacher Jugendlicher geben, sorgt
für Aufregung. Klaus Vavrik von der Österreichischen Liga für
Kinder- und Jugendgesundheit kritisiert: „Die Sendung muss als
öffentlicher Kindesmissbrauch qualifiziert werden. Babys werden für
Bedürfnisse anderer missbraucht.“ Sogar die deutsche Familienministerin
Ursula von der Leyen, selbst siebenfache (!) Mutter, forderte von RTL „die
Sendung zu stoppen oder gründlich zu überarbeiten“. Auch in Österreich
schlägt die Doku Wellen. Die bald dreifache Mutter Zabine Kapfinger stellt
fest: „Auf unsere Kinder schauen nur Menschen, denen wir vertrauen. Bestimmt
keine fremden Teenies!“
Unnötige Aufregung?
Doch
nicht alle sind gegen das neue Coaching-TV-Format. Allen voran stellt sich
Karin (31) hinter RTL. Die Hausfrau „verborgte“ ihren Sohn Lasse (10 Monate)
an die Teenie-Eltern. Während der ganzen Dreharbeiten konnte sie immer zu
ihrem Kind gehen und jederzeit die Doku abbrechen. Insofern versteht Karin
die Aufregung nicht: „Es gab keine Situation, wo ich das Gefühl hatte,
einschreiten zu müssen.“
Ziel
Unabhängig von
allen ethischen Fragen und Diskussionen verfolgt das Format auch ein hehres
Ziel: Es soll Jugendlichen ohne Zukunftsaussichten zeigen, dass Kinder nicht
als Beschäftigungstherapie und Zeitvertreib taugen. Vielleicht öffnet das
auch Elvir (17) die Augen, der zu Beginn noch erklärt: „Richtig arbeiten ist
sehr schwer. Leichter ist es, zu Hause zu bleiben und auf Kinder
aufzupassen.“