Schiele's "Wally"
Österreichs "Mona Lisa" kehrt heim
21.07.2010
Leopold Stiftung holt Schiele‘s „Bildnis Wally“ nach Wien zurück
Eines der bekanntesten Gemälde der Welt geht auf Reisen: Egon Schiele‘s „Bildnis Wally“, das 1998 in New York wegen Verdachts der NS-Raubkunst beschlagnahmt wurde, ist wieder im Besitz des Wiener Leopold Museum. Für die österreichische Kunst ist es ein historischer Tag: Experten bezeichnen die „Wally“ als „Mona Lisa des 20. Jahrhunderts.“
Völlig überraschend haben sich die Stiftung Leopold und die Erben der in der NS-Zeit enteigneten Kunsthändlerin Lea Bondi-Jaray am Dienstag geeinigt. Demnach zahlt die Leopold Stiftung 19 Millionen Dollar (15 Mio. Euro.) für das Portrait von Schiele‘s langjähriger Geliebter – nach zwölf Jahren langem Rechtsstreit. . Alleine die Anwaltskosten betragen drei Mio. Euro.
„Wally“ wird durch Kredit und Bilderverkauf finanziert
Die
Freude bei den Erben des im Juni verstorbenen Sammlers Rudolf Leopold ist
groß. Sohn Diethard (54): „Es war unsere Aufgabe, den Kunstbestand für die
Öffentlichkeit zu sichern.“ Witwe Elisabeth (84) meinte: „Wir haben das Bild
sehr geliebt. Es ist sehr schade, dass der Rudolf die Wally nicht mehr in
Händen halten kann.“ Leopold selbst leitete die Verhandlungen zur Rückholung
der „Wally“, er sah sich bis zuletzt im Recht.
Kredit von Raiffeisen
Die 19 Millionen Dollar werden durch einen
Kredit bei der Raiffeisen Landesband Wien-Niederöstereich finanziert – fünf
Schiele-Gouachen werden verpfändet. Peter Weinhäupl, kaufmännischer
Direktor: „Das Geld wird auch durch den Verkauf von Bildern aus dem Bestand
aufgebracht.“ Rudolf Leopold selbst habe zu Lebzeiten „wochenlang“ an einer
Liste von Gemälden gearbeitet. Nun werde der Vorstand die Arbeit
finalisieren, es gebe jedoch keine Sonderauktion.
Ab 22. August ist „Wally“ wieder in Wien zu sehen
In
einem Monat wird das Bild auch physisch in Wien sein. Nach einigen Tagen im
US-Depot wird die „Wally“ ab 29. Juli im Museum of Jewish Heritage in New
York zu sehen sein. Um den 22. August wird das Meisterwerk in einer
Sonderpräsentation in Wien vorgestellt. Das Gemälde wird gleich neben
Schiele‘s „Selbstporträt mit Lampionfrüchten“ und „Kardinal und Nonne“,
Platz finden. Novum: Darunter steht ein Text über die Besitzerstory.
Auf was sich die Wiener freuen können, machte Witwe Elisabeth deutlich: Bevor sie vor Journalisten sprach, drehte sie die aufgestellte Kopie einfach um, "weil das nur eine Kopie ist. Gut gemeint, aber nicht das Original. Sie werden das bemerken.“