Kein Knusperhäuschen, kein Tannenwald und keine Engel - Hänsel und Gretel kämpfen in der Grazer Inszenierung von Engelbert Humperdincks Oper in moderner, technisch aufgepeppter Umgebung gegen die Hexe. Brigitte Fassbaenders Regie setzt auf Entzauberung statt auf bunte Märchenbilder. Dank einem ausgezeichneten Titelpaar und einem bestens disponierten Orchester unter der detailreichen Stabführung von Domingo Hindoyan trotzdem ein lohnender Abend, der gestern, Donnerstag, Premiere hatte.
Fassbaender mit Hänsel-Erfahrung Brigitte Fassbaender, die früher selbst in zahlreichen Inszenierungen als Hänsel brillierte, hatte offenbar keine Lust, dieselbe Märchenidylle auf die Bühne zu stellen, in der sie selbst so oft agiert hat. Also wurde eine praktische, deutlich schäbige Einbauküche aufgebaut (Bühne: Helfried Lauckner), in der Hänsel und Gretel herumtollen, bis der Milchkrug zerbricht, die Mutter die Kinder in den Wald schickt und das Unheil seinen Lauf nimmt. Der Vater kommt heim und zaubert aus der Aktentasche - offenbar auch kein Besenbinder mehr - Lebensmittel, doch da sind die Kinder längst im von Sturmschäden und sauren Regen gezeichneten Wald, wo sich statt Engel die Geister der Vorfahren um die Schlafenden gruppieren.
Hexe als Unternehmerin Dass die Hexe eher eine Lebkuchenfabrik als eine schlichte Kleinproduktion im Knusperhaus betreibt, ist nur folgerichtig. Dafür blitzt und blinkt und kracht und dampft es sehr effektvoll, und das hat dann auch etwas. Zuletzt werden noch reizende Lebkuchenkinder erlöst, und alles freut sich. Wäre da nicht die nervige, nicht endenwollende Extraaktion eines merkwürdigen Lebkuchenmannes, wäre das Ende wirklich ansprechend.
Hänsel und Grezel verzaubern Publikum Im Mittelpunkt der allesamt zufriedenstellend agierenden Sänger steht ein frisches, natürliches Geschwisterpaar: Sieglinde Feldhofer ist eine lebhafte, gesanglich ausgezeichnete Gretel, und Dshamilja Kaiser steht ihr als liebenswerter Hänsel in Nichts nach. Stimmlich nicht ganz so befriedigend das Elternpaar, was aber zumindest David McShane durch eindringliches Spiel wett macht, während Hermine Haselböck eher blass bleibt. Dafür kann Manuel von Senden als Hexe mit Stimmkraft und listig-bösartigem Spiel viele Register ziehen. Als Sandmännchen und Taumännchen steuert Nazanin Ezazi zarte, klare Töne bei. Die Kostüme von Elisabeth Rauner passen sich zweckmäßig dem nüchternen Bühnenbild an.I
Info Die Kinderoper "Hänsel und Gretel" von Engelbert Humperdinck wird in der Grazer Oper noch am 15., 23., 26. und 28.12., 6., 10., 12., 18., 20. und 30.1.2013 aufegführt. Alle Informationen sowie Tickets erhalten Sie unter www.oper-graz.com.
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