"Man muss mit seiner Zeit leben." Kommen bald gleichgeschlechtliche Debütanten?
Während der Wiener Opernball am 3. März sein 55. Jubiläum feiert, wird das Aushängeschild Österreichs für den Hausherrn ein spannendes Debüt: Nach der langen Amtszeit von Ioan Holender findet die Tanzveranstaltung erstmals unter Leitung von Staatsoperndirektor Dominique Meyer statt.
Viel Respekt
"Zuerst habe ich viel Respekt vor dieser Tradition", erklärte der Franzose. "Natürlich haben wir ein Ziel, dass wir ein bisschen mehr in Richtung Kunst gehen. Wir wollen die Staatsoper wirklich an erster Stelle haben." Die Klatschspalten-Society heißt Meyer aber ebenso willkommen wie gesellschaftliche Neuerungen - auch in Gestalt von gleichgeschlechtlichen Debütantenpaaren.
Gleichgeschlechtliche Debütanten
Während Alfons Haiders Vorhaben, in der ORF-Sendung " Dancing Stars
" mit einem Mann zu tanzen, für einen Eklat sorgte, kostet die Vorstellung eines maskulinen Debütantenpaares den Staatsoperndirektor nur ein Schulterzucken: "Man muss mit seiner Zeit leben, mich schockiert das nicht. Ich finde das in Ordnung: Wenn es neue Sorten von Debütanten gibt, werde wir auch sie empfangen." Die aufgeregten Reaktionen der Öffentlichkeit sieht er als "Spiel": "Das ist alles Theater, man muss nicht alles ernst nehmen."
Gleichgeschlechtliche Debütanten ab 2012?
Auf Anfrage von oe24 hat das Pressebüro des Opernballs erklärt, dass es dieses Jahr keine gleichgeschlechtlichen Paare geben werde und es schon zu spät sei, sich noch anzumelden. Doch wie es scheint obliegt Meyer die Entscheidungskraft über eine derartige Neuerung; es wäre also schon nächstes Jahr möglich Mann mit Mann und Frau mit Frau tanzen zu sehen.
Kunst im Vordergrund
Meyer betrachtet den Ball - anders als sein Vorgänger - als wunderbare Tradition: "Es gibt international nicht so viele Länder, wo man noch einen glücklichen Abend mit einem Ball feiern kann. Das finde ich schön." Als neuer Leiter hat er aber auch einige Visionen für die traditionelle Tanzveranstaltung parat: "Es soll ein Ball mit den Künstlern sein, wo man viele Künstler trifft - nicht nur die aus der Oper, sondern wirklich aus allen Bereiche." Unter diesem Aspekt ist auch das Engagement der lettischen Sängerin Elina Garanca und das erstmalige Auftreten der Wiener Philharmoniker am Ball zu verstehen: "Das ist extrem wichtig für mich. Sie sind das Herz des Hauses", lobte Meyer das Orchester.
Französische Spuren
Abseits davon werde man im Programm auch "ein paar Spuren" seiner französischen Heimat finden - und "Überraschungen". Eine aktive Einbindung in die Eröffnung wie einen Auftritt a la Sangeseinlage von Ioan Holender kann sich Meyer "überhaupt nicht" vorstellen. "Ich mag das nicht zu sehr immer im Vordergrund zu sein. Es soll zuerst ein Künstlerball sein", erkläre der Direktor.
Society-Aspekt
Von den Veranstaltern nicht immer gern gesehene Gesellschafts-Adabeis dürfen sich heuer freuen. Meyer hat zu Prominenten wie Baumeister Richard Lugner
ein entspanntes Verhältnis, das gilt auch für seine Begleiterin US-Schauspielerin Bo Derek ("Die Traumfrau"): "Ich sage willkommen. Ich werde sie empfangen, wie alle anderen Gäste. Sie ist auch eine Künstlerin und hat auch das Recht herzukommen." Den Society-Aspekt sieht er generell gelassen: "Es existiert, es ist eine Seite des Opernballs", so Meyer. "Natürlich bin ich mehr interessiert an einer anderen Seite. Wie ich schon gesagt habe, ein Treffpunkt zwischen wichtigen Künstlern, Leuten aus dem Bereich der Kultur, der Politik und der Wirtschaft."
Berufliche Verpflichtung
Nach seinem ersten "angenehmen" Besuch des Wiener Opernballs im Vorjahr, wird Meyer bei seinem Balldebüt als Direktor von seiner Ehefrau begleitet, Zeit für ein privates Tänzchen wird dabei wohl kaum bleiben: "Natürlich ist der Abend eine berufliche Verpflichtung. Da gibt es kein persönliches Leben, das ist meine Arbeit, aber ich mache sie gerne." Am Tag danach wären für Meyer zufriedene Gäste das größte Lob: "Wenn man mir dann sagt, es war ein schöner Abend, es hat viel Spaß gemacht."
© ORF/Thomas Ramstorfer
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Etwas schade: Beide Roben stammen nicht von österreichischen Designern.
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Mirjam Weichselbraun präsentiert sich bei ihrem Opernballdebüt in einem figurbetonten Traum aus weißer Spitze aus der neuen italienischen Linie der Kultdesigner Dolce & Gabbana.
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Als charmante Verbeugung vor dem "österreichischen Staatsball" ziert dabei eine ordensähnliche rote Schärpe ihre Taille.
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Mirjam Weichselbraun: "Weiße Spitze hat etwas wunderschön Altmodisches. Das passt perfekt zum Opernball - es gibt für mich nichts Edleres als Spitze."
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Alfons moderiert traditionell im Frack.
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Für das ORF-Publikum bittet Mirjam Weichselbraun an der Seite von Alfons Haider die prominenten Ballbesucher, unter anderem in der Mittelloge, zum Interview.
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Kati Bellowitsch und Klaus Eberhartinger holen die eintreffenden Gäste auf dem roten Teppich vor die Kamera und melden sich live von den unterschiedlichen Locations im Haus am Ring.
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Kati Bellowitsch trägt ein mittelbraunes Abendkleid der britischen Designerin Jenny Packham aus fließendem Seiden-Crêpe mit transparentem, kristallbesetztem Tüll im Oberteil.
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Kati Bellowitsch: "Ich freue mich wahnsinnig über dieses Kleid. Wir hatten mehrere Modelle zur Auswahl und es ist wie im Vorjahr wieder eine Kreation von Jenny Packham geworden. Ihre Kleider passen mir einfach und ich fühle mich sehr wohl darin. Das aktuelle Kleid ist angenehm zu tragen und ich kann damit im Ballgedränge gut arbeiten. Es hat einen romantischen Touch und unterscheidet sich, auch wenn es von derselben Designerin ist, von meiner Vorjahrsrobe."
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Besonders glänzende Akzente setzt der zu den Kleidern passende Schmuck, der vom Juwelier Wagner zur Verfügung gestellt wird.
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Die Schuhe stammen vom österreichischen Schuhhaus Wunderl.
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