Nach 15 Monaten Pause singt Elina Garanca endlich wieder die Charlotte. An ihrer Seite: der junge Italiener Stefano Secco als Werther.
Die Lettin Elina Garanca ist eine der gefragtesten Mezzos unserer Zeit. Im Interview spricht sie über „Werther“, die Salzburger Absage und die immer hektischer werdende Branche.
ÖSTERREICH: Freuen Sie sich auf die Charlotte?
Elina Garanca:
Klar! Das ist eine tolle Partie und eine interessante Inszenierung.
ÖSTERREICH: Die Premiere sang Marcelo Álvarez, jetzt singt
Stefano Secci. Bedeutet das eine Umstellung für Sie?
Garanca:
Der größte Unterschied ist die Körpergröße. Álvarez ist stärker und weniger
verletzlich. Man kann sich auf ihn drauflegen und muss sich keine Gedanken
machen. Der Stefano ist etwas kleiner, zerbrechlicher und passt daher
vielleicht sogar besser für die Rolle dieses etwas naiven und burschikosen
Titelhelden.
ÖSTERREICH: Regisseur Serban siedelte „Werther“ in den 60er
Jahren des 20. Jahrhunderts an. Macht das Sinn?
Garanca: Was
mich interessiert, sind die Charaktere und die Beziehungen der Helden. Und
wenn die stimmen, ist es mir egal, ob das 2300 oder 1205 spielt.
ÖSTERREICH: Im Oktober singen Sie in Riga die Carmen. Ihr Mann,
Karel Chichon, dirigiert. Wie ist die Zusammenarbeit unter Eheleuten?
Garanca:
In dem Moment, da wir das Haus verlassen und unterwegs in die Oper sind,
sind wir ein Dirigent und eine Sängerin. Es wird kein Pardon gegeben.
ÖSTERREICH: 2010 singen Sie die Carmen an der Staatsoper mit
Netrebko, Villazón...
Garanca: ...ja, ich muss jetzt schon
für Wien Castagnetten-Unterricht nehmen, weil wir das in Riga ganz anders
machen.
ÖSTERREICH: Sie kennen den designierten Operndirektor Dominique
Meyer gut...
Garanca: ...und ich freue mich sehr, dass er nach
Wien kommt. Denn er ist ein unglaublich herziger und herzlicher Mensch, der
die Sänger und die Oper liebt.
ÖSTERREICH: Sie sagten heuer in Salzburg ab – danach hagelte es
weitere Absagen. Ein Zufall oder typisch für den hektischen Betrieb?
Garanca:
Wie meine Absage in Salzburg verhandelt wurde, hat mich enttäuscht und
verletzt. Denn ich habe schon zeitgerecht im Frühjahr abgesagt. Und im
Übrigen muss man Sängern auch zugestehen, dass sie ihre Krankheiten nicht
planen, sondern etwa eine Laryngitis auch ungeplant bekommen können. Das
passiert der Anna, und das passiert mir ... Aber natürlich wird die Branche
immer heftiger. Die Festspiele, die Opernhäuser, das Management und die
Plattenfirmen zwingen uns manchmal, und wir können den Lieblingsdirektoren
oder den Lieblingsfestivals nicht wirklich Nein sagen. Und dann bricht der
Körper zusammen und sagt: „Ich kann nicht mehr!“
"Werther“: 19.30 Uhr, Wr. Staatsoper, mit Garanca, Secco, Tel.: 01/ 51444-7880