"Wetten, dass"-Drama

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05.12.2010

Koma des verunglückten Wettkandidaten Koch wird allmählich zurückgefahren.

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21:17: Ob die Gäste, die am Samstag bei "Wetten, dass..?" auftreten sollten, zu einem späteren Zeitpunkt geladen werden, ist noch nicht klar. Unter anderem waren Take That und Justin Bieber geladen. Neben Bieber, der seine Fans bereits gestern dazu aufgefordert hatte, für den Verletzten zu beten, ließen heute auch Take That, ihre Besserungswünsche ausrichten. Die Show abzubrechen sei laut der britischen Popband "absolut richtig" gewesen.

20:35: Auch ZDF-Sprecher Peter Gruhne glaubt nicht, dass die Wetten spektakulär sein müssten, um Quotenbringer zu sein: "Bei den Zuschauern kommt an, was sie selbst nachmachen können."

20:19: Psychologe und Mediendramaturg Christian Mikunda glaubt zu wissen, was die Menschen im Fernsehen wirklich sehen wollen: "Die Zuschauer wollen keine Helden mehr, sie wollen sich freuen. Ich habe schon lange das Gefühl, dass es im Showbereich zu einer ähnlichen Entwicklung kommen wird wie beim Sport", so Mikunda. "Da hat sich die Situation durch schwere und tödliche Unfälle, aber auch durch Dopingskandale dramatisch gewandelt." Nicht mehr das Siegen und das Gefühl der Erhabenheit suchen die Zuseher, sondern eher "die Freude: Beim Fußball ist es gar nicht mehr so wichtig, wer gewinnt, sondern wer eine gute Performance liefert", sagte er.

19:29: Vielleicht hätte der verunglückte junge Mann nicht über fahrende Autos springen sollen, erweiterte Ex-Produzent Holm Dressler seine Kritik. Vielleicht hätte es ausgereicht, ihn gegen einen Stabhochspringer antreten zu lassen. "Die Redaktionen haben eine hohe Verantwortung", betonte er. Im aktuellen Fall habe man mit dem Kandidaten sogar schon bei den zwei vorhergehenden Sendungen geprobt. Ziel sei es gewesen, eine perfekte Leistung zu zeigen. "Man will perfekte Action, perfekte Stunts", monierte Dressler. "Das ist dann wie bei Zirkusnummern."

19:08: Was geschah, als die Kameras bei der ZDF-Show nicht mehr live auf Sendung waren? Moderator Thomas Gottschalk bat die Zuschauer in der Halle um Verständnis: „Das sind natürlich Situationen, die man vorher befürchtet, wenn man Wetten spielt, die riskant sind", zitiert die BILD-Zeitung in ihrer Online-Ausgabe den Moderator. Es habe keinerlei Anlass gegeben, zu glauben, dass es Samuel nicht schaffen könnte.

18:38: Das Wichtigste in der Behandlung sei "die richtige Lagerung vor Ort", sagte der Unfallchirurg. Die weiteren entscheidenden Punkte sind eine rasche Diagnostik und eine ebenso rasche Operation. "Die wurde in diesem Fall durchgeführt", so Mousavi.

18:30: Vor allem die Halswirbel Samuels wurden beim Sturz einer massiven Belastung ausgesetzt, sagt Mehdi Mousavi, Leiter der Abteilung für Unfallchirurgie am Wiener SMZ Ost. Die an sich sehr bewegliche Halswirbelsäule knicke nach vorne, so der Experte. "Wenn man vorne zusammendrückt, bricht die Hinterwand des Wirbels." Je nach Wucht wird das Rückenmark dadurch mehr oder weniger schwer verletzt.  Im Extremfall kann es auch zu einer Lähmung aller vier Extremitäten kommen.

17:49: Innerhalb von zwei Tagen wollen die Ärzte der Düsseldorfer Uniklinik das künstliche Koma des Verunglückten beenden. Aber warum liegt Samuel im künstlichen Koma? Der Hamburger Intensivmediziner Dr. Oliver Detsch erklärt in der BILD-Zeitung: "Es ist eine leichte Dauer-Betäubung, die Ärzte mithilfe von intravenösen Anästhetika herbeiführen." Künstliches Koma schütze vor Schmerzen und dämpfe das Bewusstsein. "Dieser Zustand gibt dem Gehirn Zeit, sich selber zu regenerieren", wird Detsch zitiert.

17:20: Ex-Produzent Dressler erklärte, dass der Leitsatz gewesen sei, dass eine Wette spannend sein müsse, aber nicht gefährlich sein dürfe. "Eine perfekte Wette muss nicht unbedingt funktionieren, sondern es ist wichtig, dass die Chance auf Gelingen bei 50 zu 50 liegt." Je offener eine Wette sei, desto spannender. Es gehe nicht um den perfekten Stunt. Deswegen habe man früher auch keine Stuntleute, Artisten oder Profis eingeladen.

17:02: Holm Dressler, der die Sendung "Wetten dass..?" bis 1992 produzierte, kritisierte am Montag die Auswahl der Wette: Eine solche Wette, wie die, die am Samstag bei "Wetten, dass..?" zu dem schlimmen Unfall führte, wäre wohl damals nicht gezeigt worden. Denn was wäre die Folge, wenn die Wette nicht gelingen würde, fragte Dressler und antwortete: "Die Konsequenz ist doch, dass der Kandidat überfahren wird oder auf der Nase landet."

16.37: Das künstliche Koma des verunglückten ZDF-Wettkandidaten Samuel Koch wird allmählich zurückgefahren. Dies werde vermutlich zwei Tage dauern, sagte die Sprecherin der Düsseldorfer Uniklinik, Susanne Dopheide, am Montag. Erst danach könne die "neurologische Situation" des 23-Jährigen endgültig beurteilt werden - also ob bei dem Patienten weiterhin Lähmungserscheinungen auftreten.

16.30: Zwar wurde bereits angekündigt, dass die Show "Wetten, dass..?! " weitergehe, doch wann die nächste Sendung stattfindet ist noch unklar. Ob die nächste Show wie geplant im Februar in Halle (Sachsen-Anhalt) über die Bühne geht, dazu wollte sich ZDF-Sprecher Peter Gruhne noch nicht äußern. Zugleich machte er klar, dass sich die Frage, ob das Moderatorenteam Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker weitermache, nicht stelle.

15.55: Auch Entertainer Stefan Raab hat sich zu Wort gemeldet. "Es tut mir sehr leid, in erster Linie natürlich für den Wettkandidaten, aber auch für die Macher von 'Wetten, dass..?' und für den Kollegen Thomas Gottschalk. Jeder, der Shows produziert, in denen es um Wettkampf und sportliche Herausforderungen geht, versucht das Risiko zu kalkulieren und zu minimieren. Dennoch wird es eine 100-prozentige Sicherheit nie geben." Raab war selbst in seiner Show "Schlag den Raab" im April vom Mountainbike gestürzt und hatte sich Jochbein und Kieferhöhlenwand gebrochen.

15.20: Zur Stunde ist Samuel Kochs Zustand weiter unverändert kritisch.

14.46: Die Show dürfe nach Meinung der Mehrheit ruhig etwas anders aussehen: 59 Prozent sagten, auf riskante Wetten sollte komplett verzichtet werden; 33 Prozent halten das nicht für nötig. In der Show am Samstag war ein Wettkandidat bei einem Sturz schwer verletzt worden. Die Sendung wurde daraufhin abgebrochen - eine richtige Entscheidung, wie 92 Prozent der Befragten meinten; nur fünf Prozent sahen das anders.

14.33: Die Zuschauer stehen hinter der beliebten Show. 77 Prozent sprachen sich in einer Befragung dafür aus, die Sendung weiter auszustrahlen. Nur 16 Prozent meinten, die Show solle eingestellt werden, wie eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov Deutschland ergab.

14.05: Der tragische Anlass führt zu einer generellen Analyse der "Wetten, dass...?!"-Show. Mediendramaturg Christian Mikundameint: "Die beliebtesten Wetten sind schon längst die Kinderwetten, die besten Quoten erreichen Sendungen, wo Leute vor Rührung weinen."

13.32: Jetzt wurde bekannt, dass es vorerst keine Ermittlungen seitens der Staatsanwaltschaft geben werde. Ein Sprecher meinte, es gibt keine Anhaltspunkte für eine mögliche Straftat; Hinweise auf Fremdverschulden liegen auch nicht vor.

13.11: Wann der Patient aus dem künstlichen Koma geholt werde, ist noch nicht sicher - bis auf weiteres bleibt Samuel im Tiefschlaf.

13.00: Noch immer keine Entwarnung - der Gesundheitszustand von Samuel bleibt kritisch. Medien berichten davon, dass der 23-jährige gelähmt bleiben könnte. Seine Ärzte wollen aber noch keine Prognose abgeben.

12.22: Es ist ein weiteres Video aufgetaucht, dass die schwere des Unfalls deutlich macht. Sehen Sie das Video hier.

12.10: "Wetten, dass...?!"-Erfinder Frank Elstner geht noch weiter, meint, dass sich das Sendungskonzept komplett ändern müsse. Er rechne damit, dass mehr Wert auf Wetten gelegt werde, die geistiges Geschick erforderten und weniger artistisch seien, sagte Elstner am Sonntag im Südwestrundfunk (SWR). Er sprach von einem "schwarzen Tag" für "Wetten dass..?". Elstner betonte jedoch, dass ein solcher Unfall überall passieren könne, wo Menschen sich bewegen und sportliche Leistungen vollbringen. Elstner hatte ab 1981 die ersten 39 Ausgaben der TV-Show moderiert.

11.55: Nun melden sich auch ehemalige Moderatoren der Show zu Wort: Das Unfallrisiko bei "Wetten, dass..?" ist nach Ansicht von Ex-Moderator Wolfgang Lippert natürlicher Bestandteil der ZDF-Show. Es gehe um Superlative - auch in der Vergangenheit habe es gefährliche Wetten gegeben, mit dem Risiko müsse man leben, sagte er dem Sender MDR Info. Er gehe aber davon aus, dass die Verantwortlichen nach dem schweren Unfall am Samstag vorsichtiger würden. Auf Zustimmung stieß bei ihm die Entscheidung, die Sendung nach dem Unfall abzubrechen. "Für mich hat es mit der Achtung vor dem Kandidaten zu tun. Ich hätte genauso entschieden." Lippert hatte die Show Anfang der 90er Jahre von Thomas Gottschalk übernommen und neunmal moderiert. Danach war Thomas Gottschalk zurückgekehrt.

11.35: Beim ZDF betreibt man zur Stunde Analysen. "Wir müssen gucken, wie verändern wir die Regeln bei den Wettkandidaten so, dass sich so etwas nicht wiederholt", sagte Programmdirektor Bellut. Bedrückend sei aber, dass es nie eine hundertprozentige Sicherheit geben könne.

11.07: Die Frage danach, wie dieser schreckliche Unfall passieren konnte, steht im Raum. Rene Lay, Geschäftsführer beim Bundesverband deutscher Stuntleute, meint, dass Samuel das Risiko abschätzen konnte und genau wusste, was er tatDer Kandidat hat sich sehr gut vorbereitet, er hatte gute Protektoren, er hatte einen Helm auf. Er war sich bewusst, was alles passieren kann. Unfalle passieren immer wieder. (...) Das ist etwas, das man immer in Kauf nehmen muss."

10.49: Weiters habe es bereits genügend andere, gefährliche Wetten gegeben: „Wir hatten bereits wesentlich riskantere Aktionen im Programm: Hauswandkletterer, Fallschirmspringer und Extremsportler. Der Kandidat war hoch motiviert, aber auch extrem gut vorbereitet. Wir haben ihm mehrere Sicherheitsvorgaben gemacht, von denen wir ihn teilweise erst überzeugen mussten."

10.40: Der Moderator wehrt sich gegen die Gerüchte, die besagen Samuel hätte sich schon bei den Proben verletzt. "Ich war bei allen offiziellen ZDF-Proben vor der Sendung dabei. Er hat die Autos immer sicher übersprungen und ist einmal nach der Landung kurz gestrauchelt und zu Boden gegangen, war aber sofort wieder auf den Beinen."

10.27: Gottschalk hält auch Kontakt zur Familie des verletzten Kandidaten, informiert sich laufend über dessen Gesundheitszustand: "Samuel gehört in die Hände der Ärzte und braucht Ruhe. Ich und das ZDF tun alles, um Samuel und seiner Familie zur Seite zu stehen. Showlaufen gehört sicher nicht dazu.“

10.17: Thomas Gottschalk meldete sich zu Wort, sieht keine Schuld bei sich oder dem ZDF: "Wir hatten bereits wesentlich riskantere Aktionen im Programm: Hauswandkletterer, Fallschirmspringer und Extremsportler. Der Kandidat war hoch motiviert, aber auch extrem gut vorbereitet. Wir haben ihm mehrere Sicherheitsvorgaben gemacht, von denen wir ihn teilweise erst überzeugen mussten."

10.05: Nach heutigen Erkenntnissen ist allerdings klar, dass Samuel noch mehr als einmal operiert werden müsse...

9.56: Der ärztliche Direktor der Klinik, Prof. Wolfgang Raab, wollte sich zu möglichen bleibenden Schäden nicht äußern.

9.45: Heute morgen wurde aus der Uniklinik Düsseldorf gemeldet, dass der Zusand des 23-jährigen Samuel Koch noch immer kritisch sei. Die Nacht habe er gut überstanden, dennoch müsse er weiter intensivmedizinisch behandelt werden.

9.40: Weiters werde das ZDF von sich aus eine Untersuchung des Unfallhergangs einleiten, um die Show in Zukunft sicherer zu gestalten.

9.37: ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut meint, dass die Sicherheitsstandards erhöht werden müssen, man gehe nicht zur Tagesordnung über. Wir müssen und wir werden bei der Auswahl der Wetten die Lehren aus dem Unfall ziehen.“

9.32: Gerüchten zum Trotz: Das ZDF sagt, dass "Wetten, dass... ?!" weitergeht. 

9.30: Deutschland und Österreich sind schockiert. Nach dem tragischen Unfall von Wettkandidat Samuel Koch stelt sich die Frage, ob dieser Unfall verhindert werden hätte können.

Die Chronologie einer Katastrophe
Samstag, es ist 20.42 Uhr, als 8,7 Millionen Fernsehzuschauern vor den Bildschirmen und Tausenden Gästen in der Messehalle 6 in Düsseldorf der Atem stockte: Der 23-jährige Samuel Koch setzte mit Sprungfedern zu seinem vierten Salto mortale über einen fahrenden Audi A8 an. Er prallt mit dem Kopf erst auf das Autodach (und wurde vielleicht bewusstlos), dreht sich, schlägt mit dem Gesicht voll auf den Bühnenboden auf und bleibt dort völlig regungslos liegen. Fassungslosigkeit, Schock.

In der ersten Reihe
ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm saß in der ersten Reihe, als bei „Wetten, dass..?“ das passierte, wovor die Macher seit 29 Jahren zittern. Gegenüber ÖSTERREICH erklärt er, was geschah, als die Kameras wegschwenkten: „Erst gab es einen Aufschrei, dann war alles aus. Das Publikum war atemlos, allen war klar, dass etwas Ernsthafteres passiert sein muss“, erklärt Böhm. „Ich bin seit über 35 Jahren im Geschäft, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt, wir alle nicht.“

Was im TV nicht zu sehen war: „Sofort sind zwei Ärzte hingestürzt, zwei weitere Mediziner aus dem Publikum hingelaufen. Die Rettung war da, er wurde sofort versorgt, bekam Infusionen, wurde mit Tüchern vor den Fotografen abgeschirmt“, sagt Böhm. „Nach einiger Zeit war er auf einer Bahre und wurde aus dem Saal gebracht.“ Entsetzen im Publikum. Für zehn Augenzeugen im Publikum war der Anblick zu viel: Sie mussten von Ärzten in der Halle wegen des Schocks sofort behandelt werden.

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