„Dorfers Donnerstalk“ musste wurde wegen Kirchen-Kritik neu geschnitten.
Kaum hatte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz die Mappe mit den Presseausschnitten zum ORF auf seinem Schreibtisch, stieg ihm die Zornesröte ins Gesicht. Und nach der Lektüre eines ÖSTERREICH-Artikels über die deftigen Inhalte der Satireshow Dorfers Donnerstalk mit Alfred Dorfer und Roland Düringer war nicht nur über dem Büro des ORF-Generals im sechsten Stock des ORF-Zentrums Feuer am Dach.
Oralsex und Kondome mit Weihrauchgeschmack
Angedeuteter Oralsex
des heiligen Nikolaus mit Minderjährigen in einem Zuspielfilm, dazu auf der
Bühne heftige Kritik an Kirche und Klerus, Sätze wie „Gibt es auch Kondome
mit Weihrauchgeschmack?“ passten für den Senderchef so gar nicht zum
Bildungs- und Kulturauftrag des ORF.
„So etwas geht nicht auf Sendung!“, donnerte der sonst zurückhaltende ORF-General und ordnete umgehend an, aus der von der zuständigen Redaktion bereits abgenommenen und freigegebenen Sendung die heißesten Szenen herauszuschneiden. Die ORF-Zuseher bekamen nur eine um mehrere Szenen gekürzte Schrumpfversion der vor einer Woche in der Cselley-Mühle in Oslip vor Live-Publikum aufgezeichneten Sendung zu sehen.
Änderung wegen ÖSTERREICH-Bericht
Die Abänderung der
Sendung, "die entgegen anderslautenden Berichten abgenommen war", wie er
betonte, bezeichnete Dorfer als "suboptimal. Man wird über das Ganze reden
müssen. Das ist inhaltlich und zeitmäßig der bisher massivste Eingriff in
die Sendung." Rund sechs Minuten der Satiresendung seien herausgeschnitten
worden. Wenig erfreulich ist der Schritt aus Dorfers Sicht deswegen, weil er
aufgrund eines ÖSTERREICH-Berichts geschehen sei. Man habe die Sendung
schließlich acht Tage vorher aufgezeichnet.
Ob Dorfer, der ab kommendem Jahr eine Kreativpause nehmen will, danach auf den ORF-Schirm zurückkehren wird, liegt nach seinen Worten vor allem daran, ob eine künftige ORF-Führung, die im Sommer 2011 gewählt wird, "Satire am Sender haben will.
Dorfer spielt Kabarett in München
Gegenüber ÖSTERREICH
meinte Dorfer: „Wir sind sicher nicht zu weit gegangen. Die Sache selbst ist
zu weit gegangen, die Missbrauchswelle in der Kirche“, kommentiert der
Starkabarettist seine satirisch überspitzten Aussagen zum Missbrauchsskandal
in der Kirche.
Der ORF spielt die Angelegenheit herunter. „Im Zuge der redaktionellen Abnahme der Sendung wurde von den ORF-Verantwortlichen sofort erkannt, wie sensibel das Thema ist, und auf Anweisung des zuständigen Programmdirektors Wolfgang Lorenz all das herausgeschnitten, was über die Zulässigkeit in einer Satire-Sendung hinausgeht“, erklärt Kommunikationschef Pius Strobl auf Anfrage von ÖSTERREICH.
ORF prüft routinemäßig die Inhalte der Sendungen
Strobl
weiter: „Der ORF prüft routinemäßig jede Sendung vor der Ausstrahlung, ob
sie dem Rundfunkgesetz und anderen Auflagen entspricht. Wenn das nicht der
Fall ist, wird sie von der jeweiligen Redaktion entsprechend abgeändert.“
Im Fall von Dorfers Donnerstalk soll dies bereits vor einigen Tagen passiert sein. Tatsächlich existierte auf dem Küniglberg – die Show wird extern von der Tullner Firma e & a Film produziert – am Tag vor der Sendung nicht einmal ein Rohschnitt.
Dorfer: "Wir greifen nur den Klerus an" |