Skandal-Show

Dorfer wehrt sich gegen ORF-Zensur

06.05.2010

„Dorfers Donnerstalk“ musste wurde wegen Kirchen-Kritik neu geschnitten.

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Kaum hatte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz die Mappe mit den Presseausschnitten zum ORF auf seinem Schreibtisch, stieg ihm die Zornesröte ins Gesicht. Und nach der Lektüre eines ÖSTERREICH-Artikels über die deftigen Inhalte der Satireshow Dorfers Donnerstalk mit Alfred Dorfer und Roland Düringer war nicht nur über dem Büro des ORF-Generals im sechsten Stock des ORF-Zentrums Feuer am Dach.

Oralsex und Kondome mit Weihrauchgeschmack
Angedeuteter Oralsex des heiligen Nikolaus mit Minderjährigen in einem Zuspielfilm, dazu auf der Bühne heftige Kritik an Kirche und Klerus, Sätze wie „Gibt es auch Kondome mit Weihrauchgeschmack?“ passten für den Senderchef so gar nicht zum Bildungs- und Kulturauftrag des ORF.

„So etwas geht nicht auf Sendung!“, donnerte der sonst zurückhaltende ORF-General und ordnete umgehend an, aus der von der zuständigen Redaktion bereits abgenommenen und freigegebenen Sendung die heißesten Szenen herauszuschneiden. Die ORF-Zuseher bekamen nur eine um mehrere Szenen gekürzte Schrumpfversion der vor einer Woche in der Cselley-Mühle in Oslip vor Live-Publikum aufgezeichneten Sendung zu sehen.

Änderung wegen ÖSTERREICH-Bericht
Die Abänderung der Sendung, "die entgegen anderslautenden Berichten abgenommen war", wie er betonte, bezeichnete Dorfer als "suboptimal. Man wird über das Ganze reden müssen. Das ist inhaltlich und zeitmäßig der bisher massivste Eingriff in die Sendung." Rund sechs Minuten der Satiresendung seien herausgeschnitten worden. Wenig erfreulich ist der Schritt aus Dorfers Sicht deswegen, weil er aufgrund eines ÖSTERREICH-Berichts geschehen sei. Man habe die Sendung schließlich acht Tage vorher aufgezeichnet.

Ob Dorfer, der ab kommendem Jahr eine Kreativpause nehmen will, danach auf den ORF-Schirm zurückkehren wird, liegt nach seinen Worten vor allem daran, ob eine künftige ORF-Führung, die im Sommer 2011 gewählt wird, "Satire am Sender haben will.

Dorfer spielt Kabarett in München
Gegenüber ÖSTERREICH meinte Dorfer: „Wir sind sicher nicht zu weit gegangen. Die Sache selbst ist zu weit gegangen, die Missbrauchswelle in der Kirche“, kommentiert der Starkabarettist seine satirisch überspitzten Aussagen zum Missbrauchsskandal in der Kirche.

Der ORF spielt die Angelegenheit herunter. „Im Zuge der redaktionellen Abnahme der Sendung wurde von den ORF-Verantwortlichen sofort erkannt, wie sensibel das Thema ist, und auf Anweisung des zuständigen Programmdirektors Wolfgang Lorenz all das herausgeschnitten, was über die Zulässigkeit in einer Satire-Sendung hinausgeht“, erklärt Kommunikationschef Pius Strobl auf Anfrage von ÖSTERREICH.

ORF prüft routinemäßig die Inhalte der Sendungen
Strobl weiter: „Der ORF prüft routinemäßig jede Sendung vor der Ausstrahlung, ob sie dem Rundfunkgesetz und anderen Auflagen entspricht. Wenn das nicht der Fall ist, wird sie von der jeweiligen Redaktion entsprechend abgeändert.“

Im Fall von Dorfers Donnerstalk soll dies bereits vor einigen Tagen passiert sein. Tatsächlich existierte auf dem Küniglberg – die Show wird extern von der Tullner Firma e & a Film produziert – am Tag vor der Sendung nicht einmal ein Rohschnitt.

Dorfer: "Wir greifen nur den Klerus an"
ÖSTERREICH: Herr Dorfer, warum haben Sie das Thema Missbrauch in der Kirche an einem fiktiven Sohn des Papstes aufgehängt.
Alfred Dorfer: Uns ging es darum, ein Symbol für die gesamte Vertuschungsgeschichte zu setzen. Wir greifen keine Glaubensinhalte an, sondern nur den Klerus und die Art des „Managements“ der gesamten Geschichte.
ÖSTERREICH: Dazu stellen Sie aber ein ungefähr zehnjähriges Kind auf die Bühne.
Dorfer: Wir haben uns mit der Mutter abgesprochen und es war alles kein Problem. Glauben Sie, dass ein Zehnjähriger noch nichts von der ganzen Sache gehört hat?
ÖSTERREICH: Sie haben nicht den Eindruck, dass Sie zu weit gegangen sind? Auch nicht mit der umstrittenen Oralsex-Szene und dem Nikolaus?
Dorfer: Sie haben eine Oralsex-Szene gesehen, aber es gibt keine. Sie haben die Szene interpretiert. Und warum sollen wir Oralsex in der Kirche nicht thematisieren, wenn er in der gesamten Missbrauchsgeschichte stattgefunden hat?
ÖSTERREICH: Der ORF hat die Szene rausgeschnitten, Zensur?
Dorfer: Ich weiß davon nichts und kann daher auch nichts dazu sagen.

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