Bei den 89. Oscars wurde als bester Film "Moonlight" von Barry Jenkins ausgezeichnet, nachdem die Laudatoren Warren Beatty und Faye Dunaway zunächst fälschlicherweise die Besetzung von "La La Land" als Gewinner ausgerufen hatten. "Die letzten 20 Minuten meines Lebens waren der reinste Wahnsinn", kommentierte Regisseur Barry Jenkins die peinliche Verwechslung hinter der Bühne gegenüber der Presse.
Video zum Thema:Oscars 2017: Falscher Film gekürt
Die 89. Oscars liefen vor der Megapanne
vor und hinter den Kulissen weitgehend wie eine gut geölte Maschine. Alles lief und war glatt, und sogar Schauspielerin Meryl Streep, die bekannt ist für ihren politischen Aktivismus, enthielt sich großer Reden. Moderator Jimmy Kimmel ließ Süßigkeiten von der Decke regnen, spielte den Soundtrack von "Der König der Löwen", holte Touristen von der Straße, lästerte ein bisschen über US-Präsident Trump, und die Favoriten Casey Affleck (Bester Hauptdarsteller), Emma Stone (Beste Hauptdarstellerin), Damien Chazelle (Beste Regie), Mahershala Ali (Bester Nebendarsteller), Viola Davis (Beste Nebendarstellerin) und Barry Jenkins (Bestes adaptiertes Drehbuch) gingen alle wie erwartet mit Trophäen nach Hause.
Langweilig
Es gab kaum Überraschungen und war fast ein bisschen langweilig - bis am Ende die Filmlegenden Warren Beatty (79) und Faye Dunaway (76) den falschen Gewinner in der Kategorie Bester Film verkündeten. Als Dunaway "La La Land" in den Saal rief, brach Jubel aus, das Team des Films betrat die Bühne, fing an, sich zu bedanken - bis sich im allgemeinen Trubel herausstellte, dass nicht das Hollywoodmusical, sondern das kleine Indie-Drama "Moonlight" zum besten Film gekürt werden sollte. Beatty war peinlich berührt. Auf der Karte habe "Emma Stone, 'La La Land'" gestanden, beteuerte er. "Ich freue mich so für 'Moonlight'", zeigte sich Emma Stone gegenüber der Presse im Anschluss euphorisch hinter der Bühne. "Es ist einer der besten Filme aller Zeiten. Aber ich hielt meine Karte die ganze Zeit über in der Hand. Also ich weiß nicht, was da passiert ist."
Nach jetzigem Stand wurden offensichtlich die Umschläge vertauscht. Jedes Kuvert gibt es in zweifacher Ausfertigung. "Es gab keine Erklärung", betonte Regisseur Jenkins in Bezug auf die Verwechslung. "Es ist einfach passiert. Aber ich habe zwei Karten gesehen", sagte er. "Warren weigerte sich, die Karte jemandem zu zeigen, und er kam zu mir und zeigte mir die Karte. Ich will aber eines sagen. Die Leute waren so anmutig. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie gerade durchmachen." Der 37-jährige Filmemacher selbst war jedenfalls augenscheinlich überwältigt. "Alle Filme, die nominiert wurden, haben es verdient", betonte er. "Ich war sprachlos. Ich habe die Oscars schon oft angeschaut, aber so etwas wie heute, habe ich noch nie gesehen. Es macht das Ganze zu etwas Besonderem, aber nicht auf die Art, wie ich es erwartet hatte."
Kevin O’Connell, Andy Wright, Robert Mackenzie und Peter Grace dürfen sich mit "Hacksaw Ridge - Die Entscheidung" in der Kategorie "Beste Tonmischung" über eine Statue freuen.
"Toni Erdmann" ging leer aus. Der Iraner Asghar Farhadi gewann seinen zweiten Auslands-Oscar mit "The Salesman". Aus Protest gegen die neue US-Einwanderungspolitik blieb Farhadi der Verleihung fern, eine Vertreterin nahm den Preis entgegen.
Zuvor wurde von Faye Dunaway "La la Land" ausgerufen. Der Irrtum wurde erst mitten in den Dankesreden aufgeklärt.
Auch Mahershala Ali (43), der den Oscar als bester Nebendarsteller für seine Rolle in " Moonlight
" erhielt, zeigte sich glücklich, aber irritiert. "Ich war zunächst nicht überrascht, weil 'La La Land' den Menschen ein Gefühl der Hoffnung gegeben hat, das sie gerade jetzt brauchen", sagte er über den Irrtum. "Ich war wirklich sehr glücklich für das Team. Aber als ich die Sicherheitsleute sah und sah, wie der Moment unterbrochen wurde, habe ich mir wirklich Sorgen gemacht. Es warf mich mehr als nur ein bisschen um. Ich will nicht auf die Bühne gehen und jemand anderem etwas wegnehmen. Es ist schwer, in diesem Moment Freude zu fühlen. Aber ich bin sehr glücklich, dass wir Bester Film gewonnen haben."
Stars zu brav
Bis zum großen Malheur blieben die 89. Oscars jedenfalls weitgehend reibungslos, fast zu perfekt, und auch unpolitisch. Der Auslandsoscar ging an Asghar Farhadi (44) und sein Drama "The Salesman", aber der iranische Filmemacher war nicht erschienen aus Protest gegen Donald Trumps Einwanderungspolitik. So mancher Star trug am Kleid oder Anzug eine blaue Masche, ein Zeichen für die Amerikanische Bürgerrechtsunion, darunter Schauspielerin Ruth Negga und Regisseur Barry Jenkins, aber die erwartete Flut an politischen Botschaften
blieb aus. Davon zeigten sich nicht zuletzt viele Pressevertreter hinter den Kulissen enttäuscht. "Ich denke, es gab ein paar Leute, die einige Dinge über die aktuelle politische Situation gesagt haben. Sie sprachen über die Bedeutung der Künste", verteidigte Casey Affleck (41), der die Auszeichnung für die beste männliche Hauptrolle für "Manchester by the Sea" gewann, die Kollegen. "Ich persönlich habe nichts gesagt, weil mein Kopf völlig leer war." Unterdessen scherzte Kenneth Lonergan (54), der Regisseur des Dramas: "Eigentlich haben wir gewonnen!"
Kevin O’Connell, Andy Wright, Robert Mackenzie und Peter Grace dürfen sich mit "Hacksaw Ridge - Die Entscheidung" in der Kategorie "Beste Tonmischung" über eine Statue freuen.
"Toni Erdmann" ging leer aus. Der Iraner Asghar Farhadi gewann seinen zweiten Auslands-Oscar mit "The Salesman". Aus Protest gegen die neue US-Einwanderungspolitik blieb Farhadi der Verleihung fern, eine Vertreterin nahm den Preis entgegen.