Ein klarer Sieger und sonst waren die Gewinne sehr verteilt.
Es wurde letztlich ein glatter Durchmarsch: Christopher Nolans Biopic "Oppenheimer" über den Vater der Atombombe ist der große Gewinner der 96. Oscar-Verleihung.
Oppenheimer räumt ab
Das dreistündige Drama wurde in der Nacht zum Montag (MEZ) im Dolby Theatre von Hollywood zum besten Film gekürt und konnte insgesamt sieben von 13 Nominierungen in Preise ummünzen - darunter weitere der Hauptkategorien. So durfte etwa Nolan selbst die Ehrung als bester Regisseur entgegennehmen.
Allen Friedensstiftern
Der 47-jährige Ire Cillian Murphy, der Robert J. Oppenheimer im Film verkörpert, holte sich die Würdigung als bester Hauptdarsteller und damit seinen ersten Oscar. Er widmete seinen Preis "allen Friedensstiftern" der Welt. Ebenfalls Oscar-Debütant war Hollywood-Veteran Robert Downey Jr., der sich für seine Leistung als Nebendarsteller in "Oppenheimer" wie erwartet seinen ersten Oscar sichern konnte und sich in seiner Dankesrede lakonisch äußerte: "Ich danke meiner furchtbaren Kindheit und der Academy - in dieser Reihenfolge." Die Siege in den Sparten Schnitt, Kamera und Filmmusik komplettierten den siebenfachen Triumph des Films.
Scorsese geht leer aus
Damit stellte Nolans Werk Giorgos Lanthimos' feministische Frankenstein-Parabel "Poor Things" etwas in den Schatten, die nach Siegen in den eher weniger beachteten Kategorien Kostüm, Make-up und Ausstattung mit Hauptdarstellerin Emma Stone am Ende doch immerhin noch mit einer Überraschung aufwarten konnte. Eigentlich hatte hier Lily Gladstone als Favoritin gegolten, die damit den einzigen Oscar für Martin Scorseses "Killers of the Flower Moon" gesichert hätte. So blieb es bei einer Nullrunde für den Altmeister der Traumfabrik, während "Poor Things" von den elf Nominierungen am Ende immerhin ein Statuettenquartett zurückbehielt.
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Emma Stone Für "Little Things"
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Cillian Murphy für Oppenheimer.
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Christopher Nolans Biopic über den Vater der Atombombe, "Oppenheimer", ist der große Gewinner der 96. Oscar-Verleihung.
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Da'Vine Joy Randolph für "The Holdovers".
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Robert Downey jr. für "Oppenheimer"
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Arthur Harari, Justine Triet für "Anatomie eines Falls"
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Cord Jefferson für "American Fiction".
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Finneas O'Connell und Billie Eilish gewinnen in der Kategorie "Best Original Song" für 'What Was I Made For?' von "Barbie"
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Ludwig Göransson für Oppenheimer
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Regisseur Christopher Nolan.
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Raney Aronson-Rath, Mstyslav Chernov, und Michelle Mizner
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Für "Oppenheimer" Hoyte van Hoytema
Ansonsten blieb das Feld der Preisträger breit gestreut. Einzig die britische Produktion "The Zone of Interest" von Jonathan Glazer holte noch mehr als eine Ehrung. Der auf Deutsch gedrehte, experimentelle Holocaust-Film gewann den Oscar für den besten internationalen Film und für den besten Ton, schildert Glazer doch den Alltag von Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß und seiner Familie, die direkt neben dem KZ leben, das ausschließlich über die Tonspur präsent ist.
Einzige Würdigung
In der Sparte Originaldrehbuch obsiegte ebenfalls eine fremdsprachige Produktion, "Anatomie eines Falls" der französischen Regisseurin Justine Triet, während sich beim adaptierten Drehbuch "Amerikanische Fiktion" durchsetzte, eine Satire von Cord Jefferson, die die Darstellung von Afroamerikanern im Literaturbetrieb kritisiert. Ebenfalls in die afroamerikanische Gemeinschaft ging wie erwartet der Oscar für die beste Nebendarstellerin, den Da'Vine Joy Randolph für ihre Leistung in Alexander Paynes "The Holdovers" entgegennehmen konnte - die einzige Würdigung für das fünffach nominierte Werk.
Barbie nur eine Auszeichnung
Auch der Kassenhit des vergangenen Kinojahres, Greta Gerwigs feministische Persiflage "Barbie", ging am Ende mit nur einer Auszeichnung nach Hause. Von acht Nominierungen konnte sich einzig Billie Eilish mit dem Originalsong "What Was I Made For?" durchsetzen - auch wenn der ebenfalls nominierte Ryan Gosling mit seiner Performance zum Barbie-Song "I'm Just Ken" das altehrwürdige Dolby Theatre von den Sitzen riss.
Japans Animealtmeister Hayao Miyazaki sicherte sich mit seinem Spätwerk "Der Junge und der Reiher" die Ehrung als bester Animationsfilm, während der ukrainische Regisseur Mstyslaw Tschernow in der Sparte Bester Dokumentarfilm mit "20 Tage in Mariupol" triumphierte, der die russische Belagerung der ukrainischen Hafenstadt zeigt. "Ich fühle mich geehrt. Aber ich bin auch der erste Regisseur auf dieser Bühne der sagt: Ich wünschte, ich hätte diesen Film nie gemacht", unterstrich Tschernow in einer bewegenden Rede.
Dieser Moment blieb aber einer der wenigen politischen in einer launigen Show, die zum vierten Mal von Talkshowhost Jimmy Kimmel moderiert wurde. Einzig Jonathan Glazer erinnerte in seiner Dankesrede an die Situation der "Entmenschlichung" im Nahen Osten. Und Kimmel gab vor, eine vernichtende Kritik via Message vom neuerlichen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump bekommen zu haben, die er mit den Worten "Ist es nicht Zeit fürs Gefängnis?" quittierte.