Fünf Oscars für den Stummfilm „The Artist“, fünf für Martin Scorseses märchenhafte 3D-Produktion „Hugo Cabret“: Den Zahlen nach endete das Oscar-Rennen 2012 mit einem Unentschieden. Und doch gab es einen klaren Sieger: „The Artist“.
The Artist: Hier jetzt Trailer anschauen:
Die französische Tragikomödie, die sich vor dem Hollywood-Kino der Zwanziger und Dreißiger Jahre verbeugt, gewann vorwiegend in den Königskategorien: Film des Jahres, beste Regie (Michel Hazanavicius), bester Hauptdarsteller (Jean Dujardin), beste Musik (Ludovic Bource). „Hugo Cabret“ musste sich hingegen mit Auszeichnugnen in weniger spektakulären Kategorien wie Kamera, Ausstattung, Spezialeffekte oder Ton begnügen.
In einem Punkt liegen beide Siegerfilme aber ganz nah beieinander: Sie feiern die Stummfilm-Ära. Einmal stilgerecht in Schwarz-Weiß und ohne Ton („The Artist“), einmal mit den modernsten Mitteln der 3D-Technologie („Hugo Cabret“).
Kurzum: Bei den Oscars 2012 blickten die rund 6.000 Juroren nicht nach vorn, sondern zurück in die Vergangenheit. Dazu passt, dass der 82-jährige Christopher Plummer einen Altersrekord in den Schauspieler-Kategorien aufstellte (Bester Nebendarsteller in „Beginners“) und dass der 76-jährige Woody Allen den Preis für das beste Original-Drehbuch bekam („Midnight in Paris“).
Das junge Kino blieb weitgehend chancenlos Zwar gewann mit „Rango“ der schrägste Animationsfilm des Jahres einen Oscar, doch hinter dem Trick-Western steht Blockbuster-Spezialist Gore Verbinski, der die ersten drei „Fluch der Karibik“-Hits inszenierte. Zwar zählt man Autor/Regisseur Alexander Payne (bestes adaptiertes Drehbuch für „The Descendants“) zur Avantgarde des amerikanischen Films, doch mit 51 Jahren ist er nicht gerade ein junger Wilder. Und seinem Hauptdarsteller, dem hoch favorisierten George Clooney, blieb der Oscar verwehrt.
Einen klaren Favoritensieg gab es dafür bei den Damen: Meryl Streep holte für ihre Glanzleistung als Margaret Thatcher in „Die eiserne Lady“ ihren dritten Oscar. 17 Mal war die Streep im Lauf ihrer Karriere nominiert – doch den letzten Academy Award hatte sie vor 29 Jahren gewonnen: 1983 für „Sophies Entscheidung“.
Die großen Publikums-Hits des Jahres 2011 – „Harry Potter 8“, „Twilight – Breaking Dawn“ oder „Hangover 2“ – sucht man in den Siegerlisten vergebens. Die Academy konzentrierte sich, wie so oft, mehr auf Arthaus-Filme als auf Blockbuster. Die letzten Mega-Hits, die zum Film des Jahres gewählt wurden, waren „Der Herr der Ringe 3“ (im Jahr 2003) und „Titanic“.
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