"Ossi der Querkopf"

Mittelalterlich-Anzügliches bei den Resonanzen

27.01.2014


Ensemble Unicorn präsentierte von Wolkenstein als modernen Liedermacher.

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© www.unicorn-ensemble.at
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Dass es dieser alte Südtiroler Querkopf eines Tages ins Wiener Konzerthaus schaffen würde, damit hätte er wohl selbst nicht gerechnet: Zum Abschlusswochenende der "Resonanzen" hat das Ensemble Unicorn am Samstag Oswald von Wolkenstein ins Zentrum eines Konzert gerückt - ein Charakter, der mustergültig zum heurigen Motto des Alte-Musik-Festivals passt, lautet dies doch "Querköpfe".

Poliker mit Künstler-Tendenzen

Von Wolkenstein (1377-1445) war eine der schillernden Figuren des Mittelalters und als Politiker und Gesandter an mehreren Feldzügen beteiligt. Er bereiste ganz Europa und kam auch darüber hinaus, war Richter und saß selbst zweimal im Gefängnis. Und dennoch ist sein unkonventioneller Lebensweg heute nur deshalb bekannt, da Wolkenstein auch Dichter und Komponist war. Oswald war gleichsam ein Liedermacher der ersten Stunde, der das Autobiografische und die Ironie in den Minnesang einführte und sich auch kompositorisch weder der französischen noch der italienischen Schule zuordnen lässt - mithin genau die richtige Voraussetzung für die Mittelalterexperten des Traditionsensembles Unicorn, das sich von touristischer Mittelalterfolklore samt bunter Fantasiekostüme und Strumpfhosen erfrischend fernhält, sondern im Existenzialistenschwarz die Bühne betritt.

Exotische Instrumente verzauberten Publikum
Mit heute exotischen Instrumenten wie Maultrommel und Fidel, Löffelspiel und Organetto oder Miniharfe gelingt den Musikern ein erfrischend energisches Zusammenspiel mit modernen Schattierungen. Wie nur wenig andere Musik verbreiten die mittelalterlichen Klänge zwar unmittelbar eine akustische Raumatmosphäre, die ganz klischeebeladen an Burgen, belebte Marktplätze und Schweine am Spieß über offenem Feuer denken lässt. Derlei wischt die Präzision des Ensembles Unicorn jedoch rasch beiseite.

Anrüchige Texte über Geliebte
Und die durchaus nicht jugendfreien Texte des Tiroler Urgesteins, der etwa seine Geliebte vom Scheitel bis zur Sohle und mit allem dazwischen beschreibt, tun da ihr Übriges - teils dreistimmig intoniert, allen voran vom Wiener Tenor Gernot Heinrich mit luftig-leichtem Timbre, der die Liebeslyrik verschmitzt in die Neuzeit transponiert. Dass auch schon der alte Wolkenstein vor 600 Jahren der Konvention bisweilen ein Schnippchen schlug, zeigt sich schließlich daran, dass bei ihm der Edelmann am Ende des Liedes auch mal nicht ans Ziel bei seiner Angebeteten kommt - ein echter Querkopf eben.  Am 26. Jänner gingendie "Resonanzen" dann mit einem Konzert von Maria Keohane und dem Concerto Copenhagen zu Ende.



 
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