Seine Karriere hatte der spanische Tenorissimo Plácido Domingo vor 53 Jahren als Bariton begonnen. Das samtene, erotische Timbre seiner goldenen Stimme war stets baritonal gefärbt, die stratosphärischen Spitzentöne der Rossini-Tenöre sind nie seine Sache gewesen.
Am Montag war der rastlose Jahrhundertsänger nach der krankheitsbedingten Absage von zwei Vorstellungen in der Staatsoper als baritonaler Titelheld in Verdis dritter Oper Nabucco zu erleben, deren Gefangenenchor Va, pensiero, sull’ali dorate den Weltruhm des Meisters aus Busseto begründet hatte.
Glutvoll. In Günter Krämers öder Inszenierung brillierte er mit dunkel metallisch leuchtender Stimme und glutvoller Phrasierung als größenwahnsinniger babylonischer König, der Jerusalem erobert, den Salomonischen Tempel zerstört, sich zum Gott ausruft und den Verstand verliert.
Bariton ist er freilich keiner. Er verfügt über alle für die Partie nötigen Töne, doch klingt er, wie Plácido Domingo im Herbst seiner Karriere eben klingt: stark nachgedunkelt, aber noch immer strahlend wie ein genuiner, großer Tenor. Jubel.