Theater-Gala
Peter Zadek bekam Nestroy fürs Lebenswerk
20.11.2008
Neben dem Regie-Altmeister wurden Markus Hering und Regina Fritsch als beste Schauspieler ausgezeichnet, der Autorenpreis ging an Gert Jonke.
Im Wiener Ronacher wurden am Donnerstag Abend die Verleihung die "Nestroy"-Theaterpreise vergeben. Mit der bereits zum neunten Mal vergebenen Auszeichnung werden in elf Kategorien die besten Leistungen der vergangenen Saison auf österreichischen Bühnen sowie die "Beste deutschsprachige Aufführung" gewürdigt.
Gert Jonke mit Autorenpreis ausgezeichnet
Den Autorenpreis für
das beste Stück erhielt zum bereits dritten Mal Gert Jonke für "Freier
Fall", inszeniert von Christiane Pohle am Akademietheater. Joachim Lux,
Chefdramaturg des Burgtheaters und ab der nächsten Saison Intendant am
Thalia Theater Hamburg sowie Herausgeber des jüngst erschienenen
Jonke-Sammelbands "Alle Stücke", hielt die Laudatio. Jonke
sei zu danken, "weil du den Traum vom Fliegen weiterträumst. Du gibst
uns Ahnung von der Freiheit, die es vielleicht nie gegeben hat, ohne die wir
aber nicht leben wollen", so Lux. Jonke sei ein "politischer Poet,
auch wenn er nicht zu jedem tagespolitischen Ereignis den Mund aufmacht."
Der Autor bedankte sich mit einer "Theateranekdote", nämlich jenem
Text vom "einäugigen Zwillingsbruder", den Jonke bereits in
mehrere Texten verarbeitet hat.
Nestory von sein Lebenswerk an Peter Zadek
Hier kommt Gott",
kündigte Happel die Verleihung des "Nestroys" für das
Lebenswerk an Peter Zadek (82) an. Aber Gott sei überall und derzeit eben
bei den Proben seines neuen Stücks in Zürich. Zadeks Abwesenheit nützte
Laudator Matthias Matussek für einen sehr persönlichen Streifzug durch
Zadeks Karriere und Leben. "Du bist aus Prinzip nie in dem Verein, der
dich aufnehmen will. Du bist immer gleichzeitig drinnen und draußen",
so der ehemalige "Spiegel"-Kulturchef über den Geehrten. Der
Lebenspreis komme angesichts des bisher Geleisteten und der zahlreichen
Pläne für die Zukunft gleichzeitig zu früh und zu spät.
Preis für besten Schauspieler ging an Markus Hering
Markus
Hering erhielt den "Nestroy" als bester Schauspieler für seine
Rollen als Hermile in "Verbrennungen", Erich in "Freier Fall"
und C in "Pool (kein Wasser)" von Mark Ravenhill am
Akademietheater. In seiner Dankesrede spielte Hering auf die
Live-Übertragung auf TW1 an: "Theater im Wetterkanal, ist das fürs
Klima wichtig?". Nach missglückten Versuchen einiger
Werbeeinschaltungen rief er jenen Autor zu Hilfe, dem er diesen Preis unter
anderem verdankt: "Ich werde was improvisieren müssen - Gert! Schreib
mir was!" Neben Hering waren Roland Koch (als Franzeck in "Die
Probe" von Lukas Bärfuss, Akademietheater) und Samuel Weiss (als Seth
Regan und Mickey Nestor in "Harper Regan" von Simon Stephens bei
den Salzburger Festspiele in Koproduktion mit dem Deutschen Schauspielhaus
Hamburg) nominiert.
Regina Fritsch wurde zur besten Schauspielerin gekürt
Zur
besten Schauspielerin wurde Regina Fritsch als Nawal in Wajdi Mouawads "Verbrennungen"
gewählt. Sie setzte sich damit gegen ihre Kolleginnen Sandra Cervik
(nominiert mit den Frauenrollen in Schnitzlers "Reigen", Theater
in der Josefstadt) und Andrea Wenzl (mit ihrer "Alice" am Grazer
Schauspielhaus) durch und war bei der Übbereichung sichtlich zu Tränen
gerührt.
"Alice" hatte beste Ausstattung
Den Preis für die
beste Ausstattung erhielt Viktor Bodo für "Alice" nach Lewis
Carroll am Schauspielhaus Graz. Anna Badora, Intendantin den
Schauspielhauses Graz, nahm den Preis stellvertretend für Bodo entgegen, der
für Endproben eines neuen Stücks in Budapest weilt. Leer ausgegangen sind
Hyun Chu für Goethes "Clavigo" im Volkstheater und Rolf
Langenfass für "Nächstes Jahr - gleiche Zeit" von
Bernard Slade in den Kammerspielen.
Sebastian Wendelin ist bester Nachwuchsschauspieler
Den
Nachwuchspreis an Sebastian Wendelin überreichte Vorjahres-Gewinnerin
Katharina Straßer. "Jetzt hab ich's doch geschafft, wenn auch ein
Jahr zu spät", so Straßer, die damals während der Verleihung auf
der Bühne des Volkstheaters gestanden war. "Ich nehme diesen Preis
sehr gerne an, weil ich muss ja keine Stellung nehmen zum österreichischen
Fernsehen. Aber das ist egal, die Theaterlandschaft ist ja besser gestellt",
spielte Wendelin auf Marcel Reich-Ranickis Kritik beim Deutschen
Fernsehpreis an.
Beste Nebenrolle: André Pohl
Den "Nestroy" für
die beste Nebenrolle nahm André Pohl für seinen Auftritt in Horvaths "Der
jüngste Tag" im Theater in der Josefstadt entgegen. Er setzte sich
damit gegen die beiden anderen Nominierten Udo Samel (für Simon Stephens' "Motortown"
im Akademietheater) und Johannes Krisch ("Freier Fall" von Gert
Jonke) durch.
Volker Schmidt wurde für die Inszenierung seines Schul-Amoklauf-Stücks "komA" mit dem Preis für die beste Off-Produktion ausgezeichnet
Stefan Bachmann als bester Regisseur ausezeichnet
Als bester
Regisseur wurde Stefan Bachmann für die Inszenierung von Wajdi Mouawads "Verbrennungen"
im Akademietheater ausgezeichnet. Er bedankte sich für das "schöne
Willkommensgeschenk. Ich bin vor zwei Wochen mit meiner Familie
hierhergezogen. Hätte ich den Nestroy nicht bekommen, wäre ich gleich wieder
abgereist", scherzte er. Leer ausgegangen sind Christiane Pohle ("Freier
Fall", Akademietheater) und Nicolas Stemanns "Räuber"-Inszenierung
bei den Salzburger Festspielen in einer Koproduktion mit dem Thalia Theater
Hamburg.
"Ratten" ist beste deutschsprachige Aufführung
Zur
"Besten deutschsprachigen Aufführung" wurde Michael
Thalheimers Version von Gerhart Hauptmanns "Ratten" am Deutschen
Theater Berlin gewählt. Das Hamburger Thalia Theater mit "Das
letzte Feuer" von Dea Loher in der Inszenierung von Andreas Kriegenburg
und die Münchner Kammerspiele mit Stefan Puchers Shakespeare-Inszenierung "Der
Sturm" hatten das Nachsehen.
Foto (c): Barbara Gindl. Die Gewinner des Nestroy-Preises: Markus Hering, Stefan Bachmann, Regine Fritsch, Andreas Beck, Andre Pohl und Gerd Jonke