Burgtheater zeigt "Die gesetzliche Verordnung zur Veredelung des Diesseits".
Gefickt wird nicht. Obwohl doch Gabriel unzweifelhaft ein Callboy ist und die arbeitslose Jungakademikerin Ophelia ihn zum Zwecke eindeutiger Dienstleistungen in ein Hotelzimmer ihrer Heimatstadt bestellt hat, kommt immer etwas dazwischen. Vor allem ein mysteriöser schwarzer Engel, dessen Anblick Gabriel immer wieder ohnmächtig werden lässt. Petra Maria Kraxners "Die gesetzliche Verordnung zur Veredelung des Diesseits" erwies sich in der Uraufführungs-Inszenierung durch Caroline Welzl als etwas mühsamer, vor allem aber geschwätziger Dreier im Hotelzimmer. Im Vestibül des Burgtheaters gab es dafür am 3. März dennoch ausgiebig Applaus.
Abstruses auf der Bühne
"Abstrus" ist einer der Lieblingsausdrücke von Gabriel und Ophelia (Daniel Jesch und Jana Horst mit großem Einsatz), mit denen sie ihre Situation, aber auch einander beschreiben. Gabriel überspielt die Peinlichkeit der Situation durch Dauerreden, was nicht eben das ist, wonach der jungen Frau gerade der Sinn steht. Dass sich zwischen ihnen weder Screwball-Comedy noch Sitcom entwickelt, liegt nicht an der 1981 geborenen Regieassistentin Welzl, die in ihrer ersten Regiearbeit am Burgtheater in der variantenreichen Wiederholung des Ohnmachtsanfalls durchaus die komischen Elemente des Stücks betont. Es liegt an einer Figur namens "Emissär G. Sichte", die Sven Dolinski als unheimlichen, glatzköpfigen Todesengel mit Fistelstimme anlegt. Die zwielichtige Gestalt scheint nicht nur alles über das Paar zu wissen, das trotz ständigen Aus- und Anziehens nicht zueinander finden kann, sondern auch buchstäblich in Gottes Namen einen Bausparvertrag verkaufen zu wollen.
Dilemma einer ganzen Generation
"Irgendwie abstrus" also, wie viele Themen die Tiroler Autorin Petra Maria Kraxner, Jahrgang 1982 und vor fünf Jahren Teilnehmerin der Werkstatttage am Burgtheater, in ihr Stück packt - denn nach und nach enthüllt sich zwischen Wärmedämmung und Wasserfilter, vergeblicher Arbeitssuche und gescheitertem Anspruch, ein besserer Mensch zu sein oder zumindest zu werden, das Dilemma einer ganzen Generation: Der Widerspruch zwischen Wollen und Können, zwischen hoher Ambition und bescheidener Realität scheint unauflöslich. Ist das Stück nach fünf Viertelstunden zu Ende, sieht die Welt leider noch immer so aus wie zuvor. Unveredelt. Vielleicht auch unverbesserlich.
Info
Petra Maria Kraxner: "Die gesetzliche Verordnung zur Veredelung des Diesseits", Regie: Caroline Welzl, Bühnenbild: Marie Theis, Kostüme: Pia Weber-Unger; Ophelia - Jana Horst, Gabriel - Daniel Jesch, Emissär G. Sichte - Sven Dolinski, Uraufführung im Burgtheater-Vestibül, Nächste Aufführungen: 4., 18., 22.3., 20 Uhr, Karten: www.burgtheater.at