Peter Simonischek und Johannes Krisch im Wiener Burgtheater.
Theater
Seit 1999 spielt er Hauptrollen am Burgtheater, seit
2002 ist er der Salzburger Jedermann, davor war er 20 Jahre an Peter Steins
Berliner Schaubühne engagiert: Peter Simonischek, in Graz geborener
Spitzenschauspieler von Wotan-artiger Größe, mit freundlichen dunklen Augen
unter dichten schwarzen Augenbrauen und einem stets unfrisiert wirkendem
grauen Haarschopf. Heute hat der sympathische Herzensriese Premiere am
Burgtheater: Im philosophischen Versdrama des Spaniers Calderón de la
Barca, Das Leben ein Traum, spielt Simonischek König Basilius, der seinen
Sohn Sigismund in ein Verlies werfen lässt, weil die Sterne den Thronfolger
als künftigen Tyrannenherrscher brandmarken.
ÖSTERREICH: Schopenhauer nannte „Das Leben ein Traum das
„philosophische Schauspiel par excellence“.
Peter
Simonischek: Das Stück fängt an und hört auf mit der Frage „Wer bin
ich?“ Es ist ein philosophisches Stück, aber es hat auch viel „action“.
Calderón ist immerhin ein Zeitgenosse Shakespeares. König Basilius ist ein
Astronom und hat das Pech, dass die Geburt seines Sohnes unter ganz
ungünstigen Sternen steht. Deshalb lässt der Vater den Thronfolger in einen
Turm sperren; der Bub wächst auf wie Kaspar Hauser, ohne Kontakt zu den
Menschen. Zwanzig Jahre später, als der König alt ist, beschließt er aber
doch, seinen Sohn als König einzusetzen …
ÖSTERREICH: … und Sigismund entpuppt sich als Gewaltherrscher.
Die Gefangenschaft hat also bewirkt, was sie verhindern sollte?
Simonischek:
Heute interpretieren wir das als „self-fulfilling prophecy“, aber die Frage,
die sich Basilius mit Calderón stellt, ist: Ist der Mensch Herr über das
Schicksal? Basilius gibt unterschiedliche Antworten. Zunächst sagt er: „Der
Mensch bestimmt sein Schicksal selbst.“ Dann widerspricht er sich selbst:
„Ein Narr, der glaubt, er kann die Sterne zwingen.“ Am Schluss siegt aber
dann doch die Vernunft.
Foto: (c) Burgtheater