Aktivisten werden seit 7.7. von Prominenten unterstützt
Das Zeltlager der Aktivisten gegen den Bau eines Konzertsaals der Sängerknaben am Wiener Augartenspitz ist am Mittwoch, 8.7., in der Früh von der Polizei geräumt worden. Gegen 7.00 Uhr rückten die Einsatzkräfte an und trugen ein gutes Dutzend Demonstranten vom Grundstück. Dessen Besitzer, die Burghauptmannschaft, hatte auf der Auflösung des Protests bestanden, so die Polizei in einer Aussendung: "Nach gescheiterten Verhandlungen verlangte die Burghauptmannschaft ausdrücklich die Entfernung der Besetzer."
Wollen Augartenspitz als öffentlich zugänglichen Ort zu erhalten
Die
Aktivisten, die sich im April 2008 formiert hatten, wollten mit ihrer
Besetzung angesetzte Probebohrungen in Bauvorbereitung für den Konzertsaal
verhindern und fordern, den Augartenspitz als öffentlich zugänglichen Ort zu
erhalten. Dort soll ab Herbst der Konzertsaal mit rund 380 Plätzen
entstehen. Die Eröffnung ist für 2011 vorgesehen. Finanziert wird der auf
rund zwölf Mio. Euro veranschlagte Bau von Sängerknabenmäzen Peter Pühringer
über eine Stiftung.
Prominente Unterstützung
Die Gegner des geplanten
Sängerknaben-Konzertsaals im Wiener Augartenspitz haben am 7.7. prominente
Unterstützung bekommen. Es präsentierten sich zahlreiche Künstler wie der
Schriftsteller Robert Menasse oder Regisseurin Barbara Albert als
"Baumpaten", um die von einem Neubau bedrohten Gewächse zu schützen. Die
Bürgerinitiative hat seit Montag, 6.7., das Areal mit einem kleinen
Zeltlager besetzt, um Probebohrungen für den Konzertsaal zu verhindern.
Baumschutz
Man habe sich nun die prominente Unterstützung
gesichert, bevor die fraglichen Bäume bei den Bohrungen oder ähnlichen
bauvorbereitenden Maßnahmen "zufällig" beschädigt würden, so Raja
Schwahn-Reichmann vom "Josefinischen Erlustigungskomitee".
"Es geht hier also um etwas Prinzipielles"
Menasse,
der eine Robinie als Patenbaum erwählt hatte, beschied dabei der
Stadtverwaltung: "Die öffentliche Hand hat öffentliche Räume zu schützen,
nicht zu verschenken. Sonst werde einer Bewegung Tür und Tor geöffnet, an
deren Ende der Verlust aller öffentlichen Räume stehe: "Es geht hier also um
etwas Prinzipielles." Es würden Geschäftsinteressen über den Denkmalschutz
gestellt: "Ich habe keine Lust dazu, dass ich mich in diesem Land, in dieser
Stadt, auf nichts mehr verlassen kann."
"Dieser Ort ist tatsächlich ein magischer Ort"
Auch
der Schriftsteller Doron Rabinovici, Pate eines Feldahorns, kritisierte die
Stadt: "Dieser Ort ist tatsächlich ein magischer Ort". Und davon lebe der
urbane Raum, weshalb sich die Stadt eigentlich aufseiten der Protestierenden
finden müsste. Dies sieht Regisseurin Albert, Neopatin einer Ulme, ähnlich:
Zwar sei der Augarten für sie als Anrainerin wie die Erweiterung ihrer
eigenen Wohnung: "Es geht aber wirklich um die Erhaltung eines öffentlichen
Raumes." Unterstützung kam auch von Viennale-Direktor Hans Hurch, der sich
einen Götterbaum als "Patenkind" auserkoren hatte, und von Musiker Otto
Lechner, der einen Hollerbusch unter seine Fittiche genommen hat.
Die Grünen unterstützen die Aktivisten ebenfalls
Planungssprecherin
Sabine Gretner konstatierte "Mauscheleien" bei der Genehmigung des
Projektes: "Da sind wahrscheinlich (Bürgermeister Michael, Anm.) Häupl und
(Sängerknaben-Präsident Walter, Anm.) Nettig zusammengesessen und haben sich
das ausgemacht."
Sache der Burghauptmannschaft und der Bundesgärten
Wiens
Planungsstadtrat Rudolf Schicker (S) unterstrich in einer Reaktion am
Dienstag, 7.7., dass er als Vertreter der Stadt für das Projekt nicht
zuständig sei. Dies sei Sache der Burghauptmannschaft und der Bundesgärten.
Bürgerinitiative seit April 2008
Den Wunsch der
Sängerknaben nach einem eigenen Konzertsaal gibt es schon seit Jahren -
ebenso wie Diskussionen und Proteste über bzw. gegen das Projekt. Nicht nur
das Denkmalamt hatte zunächst Bedenken, auch die Beziehung zum benachbarten
Filmarchiv war von Konflikten geprägt. Dieses wollte selbst ein Kinoprojekt
am Augartenspitz verwirklichen. Im April 2008 gründete sich dann die
Bürgerinitiative gegen das Vorhaben, die mittlerweile 10.000 Unterschriften
gesammelt hat.