Premiere im Wiener Stadtkino und am Sonntag um 23.05 Uhr in ORF 2.
"In Wien muasst erst sterben, damit se di hochleben lassen. Oba dann lebst lang." Diese Weisheit gilt nicht zuletzt auch für den vor 25 Jahren verstorbenen Helmut Qualtinger. Und mit diesem Satz aus seinem Mund endet auch eine neue Fernsehdokumentation über den wandlungsfähigen Schauspieler, leidenschaftlichen Kabarettisten und bedeutenden Satiriker, die sein künstlerischer Ziehsohn Andre Heller anlässlich des Todestages am 29. September gestaltet hat. Morgen, Freitag, feiert die Doku "Qualtinger" ihre Premiere im Wiener Stadtkino, am Sonntag stellt sie den Auftakt zu einer Reihe von Würdigungen im Fernsehen dar.
Persönlich und liebevoll
Auch wenn der Film von Heller nicht unbedingt viel Neues über "Quasi" offenbart, so erinnert er doch zumindest auf persönliche und liebevolle Weise an jenen Menschen, der das öffentliche Leben in der Zweiten Republik so gewichtig mitgestaltet hat. Helmut Qualtinger war demzufolge ein Phänomen, das aus der Kriegszeit und aus der Opposition zur nachkriegszeitlichen Verdrängung erwachsen ist, ein bibliophiler und in deutschsprachiger Literatur bewanderter Mensch, präzise, melancholisch, alkoholisch, unberechenbar. "Die verrückten Geschichten über ihn stimmen meistens", sagt Heller selbst einmal. Und von diesen Geschichten kennen die ehemaligen Weggefährten viele.
Österreichischer Orson Welles
Was mit Mayonnaise-Salat mit Bier und dem Kabarett "Brettl vorm Kopf" begann, führte über den "Herrn Karl", eine quasi psychoanalytische Unternehmung, mit der "der österreichische Orson Welles" den Nerv einer ganzen Nation getroffen hat, schließlich unweigerlich zur Leberzirrhose. "Aus und erledigt" lauten nicht von ungefähr auch die ersten Worte von Qualtinger, die Heller für seine Doku wählte. Er versammelt zahlreiches Archiv-Material, teils auch aus privaten Archiven, spricht mit Familienangehörigen wie Qualtingers Sohn Christian oder seiner zweiten Lebensgefährtin Vera Borek, lädt Franz Schuh und Josef Hader zu Analysen ein. Herausgekommen ist ein sehenswertes Porträt eines faszinierenden Künstlers und Menschen.
Sendezeiten
Diesem Menschen darf man im Fernsehen dann auch einige Male begegnen. Am Sonntag läuft "Qualtinger" ab 23.05 Uhr auf ORF 2, direkt im Anschluss wird der Fernsehfilm "Passion eines Politikers" gezeigt. Parallel zeigt der Bayrische Rundfunk ab 0.15 Uhr die Horvath-Verfilmung "Geschichten aus dem Wiener Wald". Und im ZDF und auf 3sat läuft am 29. September um 20.45 bzw. 21.50 Uhr Hellers Doku, die im Übrigen auch Qualtingers zwiegespaltenes Verhältnis zum Film offenbart: "Der Film hat viele Parallelen zum Militär: das viele Warten, sinnlose Warten; die Verantwortlichkeit, die sich auf viele Leute verteilt; der Humor ist, glaube ich, auch ähnlich; der Effekt, der kaum im Verhältnis zum Aufwand steht - es ist nicht unbedingt die Erfüllung."